20 Glaubensfragen an Pfarrer Thomas Dopplinger
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Thomas Dopplinger: Liebe Ramona, ja klar. Martin Luther hat das sogar empfohlen. Sie können das nachlesen im Gesangbuch auf Nummer 815, wo er über den Morgensegen schreibt, da empfiehlt er ausdrücklich, dass man sich mit dem Zeichen des Kreuzes segnet. Also ich persönlich finde es eigentlich total schade, dass diese Sitte bei uns in der evangelischen Kirche abgekommen ist. Manchmal sehe ich es bei uns im Gottesdienst, dass sich Menschen bekreuzigen, zum Beispiel beim Segen. Da freue ich mich immer drüber.
Thomas Dopplinger: Also ich lese nach wie vor gerne in der Lutherübersetzung. Die kenne ich einfach schon seit Kindheit. Die habe ich eigentlich auch ein bisserl im Ohr, einfach weil es so eine schöne rhythmische Sprache ist. Ich mag aber auch sehr gern die Basis Bibel und die Hoffnung für alle Übersetzung. Beide bringen die Botschaft der Bibel in ein gutes heutiges Deutsch.
Thomas Dopplinger: Also wir haben kürzlich eine Kinder Faschings Feier bei uns in der Kirche gehabt und ich habe mich riesig gefreut drüber. Es war einfach schön zu sehen. Fröhliche Kinder, Kinder, die Spaß gehabt haben. Also ich selber war verkleidet als ein Strafgefangener und plötzlich ist ein kleiner, ziemlich schüchterner Bub auf mich zugekommen, der als Polizist verkleidet war und hat mich abgeführt. Ich denke, so in eine andere Rolle schlüpfen, sich verkleiden, das ist etwas zutiefst Menschliches. Da sehe ich kein Problem.
Thomas Dopplinger: Also ganz so stimmt das gar nicht. Es gibt in der evangelischen Kirche auch Menschen, die zölibatär leben. Was wir in der evangelischen Kirche nicht haben, ist die Verpflichtung zum Zölibat für Pfarrer. Und da bin ich ehrlich gesagt sehr froh drüber.
Thomas Dopplinger: Da würde ich schon sagen Weihnachten. Einerseits, weil ich zu diesem Fest von Kindheit an einfach einen ganz starken emotionalen Bezug habe. Und zu Weihnachten feiern wir, dass Gott einer von uns geworden ist, dass Gott unser Menschsein von innen her kennt und uns daher auch voll versteht, dass Gott auch unser Leiden, unsere Not geteilt hat.
Thomas Dopplinger: Also ich sehe da eigentlich keinen Grund dafür. Angenommen, wir hätten da jetzt einen Kuchen. Einen Geburtstagskuchen zum Beispiel. Ich könnte jetzt an den Kuchen mit zwei verschiedenen Fragestellungen herangehen. Ich kann den Kuchen chemisch analysieren und komme dann drauf wie viel Kohlenhydrate, wie viel Stärke, wie viel Fett da drinnen ist. Das wäre durchaus eine interessante Frage. Das ist eher die Frage nach dem Wie ist der Kuchen aufgebaut? Und ich kann genauso die Frage stellen Wer hat diesen Kuchen gemacht und warum hat er ihn gemacht? Und ähnlich ist es mit Naturwissenschaft und Glaube. Die Naturwissenschaft schaut sich die Welt, schaut sich das Universum an und stellt eher die Frage nach dem Wie. Wie ist diese Welt entstanden? Wie ist das Universum entstanden? Während der Glaube fragt nach dem Wer? Wer steckt dahinter und warum hat es gemacht? Es ist wichtig, dass wir beide Fragen stellen und beide Fragen auch nebeneinander stehen lassen.
Thomas Dopplinger: Also ich würde sagen, das lässt sich beides wunderbar miteinander verbinden. Übrigens, der Begründer der Urknalltheorie war Physiker und gleichzeitig katholischer Priester. Das war Georges Lemaître. Und der hat sinngemäß hat er gesagt, wenn in der Bibel steht, Gott sprach, es werde Licht. Das lässt sich eigentlich sehr gut mit dem Urknall verbinden, denn der Urknall war eine große Energie Explosion.
Thomas Dopplinger: Ich würde sagen, der Heilige Geist wirkt an uns, wenn wir Gottes Wort hören, wenn wir Gottes Wort lesen. Er hilft uns auch, die Bibel zu verstehen. Aber er ist noch mehr als die Bibel. Er ist eine Person, die die dritte Person der Dreifaltigkeit. Er hilft uns, Gott zu erleben. Also, dass die Botschaft der Bibel für uns nicht nur eine trockene Theorie ist, sondern dass das Gott eine lebendige Realität in unserem Leben wird.
Thomas Dopplinger: Also wenn jetzt der Papst hier stehen würde, dann würde er uns wahrscheinlich sagen auch der Papst kann keine Glaubensgrundsätze schaffen. Der Papst kann auch nur im Hören auf Gottes Wort und in der katholischen Kirche ist auch die die kirchliche Überlieferung ein Stück wichtiger als bei uns, also im Hören auf Gottes Wort und die kirchliche Überlieferung Glaubensgrundsätze formulieren. Und es gibt dieses eine Recht des Papstes, dass er, wenn heftig gestritten wird, irgendwann einmal sagt so, Schluss der Debatte. So ist es. Und aus. Von diesem Recht hat bisher nur einmal ein Papst gebrauch gemacht. Was für Martin Luther wichtig war, ist, dass unser Glaube nicht auf Menschen beruht, auf kirchliche Autoritäten. Sondern er hat gesagt: Du kannst selber in der Bibel lesen, also du kannst selber an die Quelle gehen. Natürlich lese ich die Bibel in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Das hilft mir auch, die Bibel zu verstehen. Aber bei der Bibel geht es ja vor allem darum, dass sie uns zu Jesus hinführt. Und er ist die Grundlage von unserem Glauben und nicht eine menschliche Autorität. Also auch nicht der Pfarrer und auch nicht der Papst.
Thomas Dopplinger: Also ich würde auf alle Fälle sagen, es ist schöner, wenn wir in echt zusammen sind. Aber wir haben zum Beispiel bei uns auch in der Gemeinde einige Leute, die schaffen es aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel gesundheitlichen Gründen nicht in den Gottesdienst zu kommen. Und die sind so froh, dass es die Streaming Gottesdienste gibt und die erleben das auch, dass sie über den Stream wirklich Teil der Gemeinschaft sind. Also die erleben da auch auch Gemeinschaft der Heiligen. Ich habe selber auch schon wirklich erlebt, dass Gottes Heiliger Geist übers Internet wirkt. Theologisch würde ich sagen Gott ist nicht in Raum und Zeit gebunden.
Thomas Dopplinger: Liebe Franziska, da habe ich eine gute Nachricht für Sie. Es gibt die Beichte auch in der evangelischen Kirche. Martin Luther hat bis an sein Lebensende regelmäßig gebeichtet, und er hat das auch ausdrücklich empfohlen. Was Martin Luther aber nicht wollte, ist, dass es einen Zwang bzw eine Verpflichtung zur Beichte gibt. Aber ich persönlich empfinde das auch als etwas sehr Heilsames. Wenn mir jemand anderer zuspricht Dir sind deine Sünden vergeben und wenn ich, wenn ich mit meinen eigenen Sünden auch offen sein kann und und sie nicht verdrängen muss. Also ich nehme die Beichte manchmal selber in Anspruch bei einem lieben Freund, dem ich vertrauen kann. Und immer wieder kommen auch Menschen zu mir zur Beichte.
Thomas Dopplinger: Liebe Brigitte, ja, das ist möglich. Es ist sicher gut, wenn Sie vorher einem Pfarrer oder einer Pfarrerin in aller Offenheit von Ihrer vorigen Ehe erzählen. Auch vom Scheitern, vom Zerbrechen Ihrer vorigen Ehe. Da geht es jetzt nicht um einen Spießrutenlauf, sondern es geht letztlich darum, dass so ein Gespräch helfen kann. Helfen soll, dass das Zerbrechen der vorherigen Ehe vor Gott aufzuarbeiten, auch damit man diese Last nicht in eine neue Ehe mitnimmt.
Thomas Dopplinger: Würde ich schon sagen. Jetzt muss ich natürlich sagen Ich war nie in Döbling Pfarrer, aber ich war zum Beispiel Lehrvikar in der lutherischen Stadtkirche. War eine total schöne Zeit für mich. Aber wenn ich das jetzt vergleiche mit Favoriten, das war schon sehr anders, war der Gottesdienst, der Gottesdienst Stil sehr anders und insgesamt das ganze Setting war anders.
Thomas Dopplinger: Ich finde es sehr wichtig, einfach mit offenen Augen und offenen Ohren da zu sein, für die Umgebung da zu sein. Ich möchte jetzt einfach ein Beispiel aus den letzten Wochen erzählen. Bei uns, gleich bei uns in der Nähe ist das Laaerberg Gymnasium und esr war eine Klasse vom Laaerberg Gymnasium, war bei einer Fernsehdiskussionsveranstaltung mit einem Politiker, der gerade was die Themen Asyl und Migration betrifft sehr sehr restriktive Ansichten hat. Und eine Schülerin hat ihn bei der Diskussion gefragt: Wenn man ihre Grundsätze früher schon angewendet hätte, dann wären während die meisten von unserer Klasse gar nicht da. Was sagen Sie dazu? Und der Politiker hat sehr unschön gesagt, dann wäre Wien noch Wien. Und ein oder zwei Tage später hat dann eine rechtsextreme Gruppe eine sehr unschöne ausländerfeindliche Aktion direkt vor der vor dieser Schule gemacht. Und da haben wir dann als Pfarrer, christliche Leiter im Grätzel, also der katholische Priester, der reformierte Pfarrer, ein freikirchlicher Leiter und ich, wir haben uns zusammengetan und haben einen Solidaritätsbrief für diese Schülerinnen und Schüler geschrieben und das ist sehr, sehr gut aufgenommen worden.
Thomas Dopplinger: Puh. Ich denke da an den ersten Korintherbrief, wo Paulus einmal schreibt, dass sich Gott ganz besonders den Schwachen zuwendet, mehr sogar als den Starken. Also, sie können Ihre Mutter sagen: Gott hat dich auf keinen Fall vergessen. Und gerade wenn wir schwach sind, ist Gott uns besonders nahe. Denn Jesus selber war war schwach am Kreuz. Daran denken wir ja jetzt auch in der Passionszeit. Also ich krieg das auch immer wieder mit. Diese, diese Not von älteren Menschen, dieses schwach sein auch auch der Wunsch sterben zu können und dass das geht einem auch als Pfarrer sehr nahe. Ich habe kürzlich einer lieben Frau gesagt: Solange dein Herz schlägt, hat Gott etwas vor mit dir. Das können sie auch auch ihre Mutter sagen. Und auf alle Fälle, Er hat dich auf keinen Fall vergessen sein. Sein liebevoller Blick ruht auf dir.
Thomas Dopplinger: Soll ich sagen manchmal checke ich es auch nicht. Aber was mir da am meisten hilft, ist, wenn ich mir Jesus anschaue. Jesus schaut nicht teilnahmslos von außen zu, sondern er ist in unsere Welt gekommen. Er selber ein Mensch geworden. Er selber jemand geworden, der, der unsere Schmerzen teilt. Er hat am eigenen Leib Angst und Schmerzen erlebt bis zum Tod am Kreuz. Jetzt weiß ich diese, das beantwortet Ihre Frage nicht hundert Prozentig. Aber angenommen, ich gehe durch eine schwere Zeit, da hilft es mir eigentlich nicht, wenn jemand aus der Distanz dasteht und mir erklärt: du gehst deshalb durch eine Zeit. Grund A, B, C, D, sondern was mir da hilft, ist, wenn jemand neben mir ist. Wenn jemand meine Not teilt, wenn jemand einfühlsam meinen Schmerz spürt und einfach da ist. Und das hat Jesus gemacht und so, so begegnet uns Jesus nach wie vor und gerade davon, dass Jesus Mensch geworden ist, dass er gelitten hat. Da geht auch eine ganz große Kraft und ein ganz großer Trost aus.
Thomas Dopplinger: Das ist auch eine, eine wirklich schwierige Frage. Vielleicht, vielleicht hätte ich ihm erzählt von einem Mann, den ich persönlich kenne oder der selber einige Zeit lang obdachlos war und der dann erlebt hat: Ich bin Gott nicht egal. Der von Gott und von anderen Menschen her ganz konkrete Hilfe erfahren hat. Und mittlerweile gibt er diese Hilfe weiter an Andere. Er arbeitet bei der Heilsarmee. Also er hat erlebt, ich bin Gott nicht egal. Er schaut nicht weg. Er verurteilt mich nicht. Und das gibt er weitere an andere.
Thomas Dopplinger: Ich glaube daran. Und es gibt eigentlich auch gute Argumente. Und jetzt hoffe ich, dass ich das innerhalb von zwei Minuten sagen kann. Also ein Argument was für mich sehr dafür spricht ist, dass das Grab von Jesus leer war. Das ist insofern klar. Die Jünger, haben damals in Jerusalem voller Freude gesagt Jesus ist auferstanden. Wenn da in dem Grab noch ein Leichnam gelegen wäre, dann hätten alle Kritiker sagen können Bitte, das ist völliger Blödsinn. Schaut zu dem Grab hin, da ist der Leichnam drin. Das war aber nicht möglich. Dann gibt es ein weiteres Argument. Viele von den Augenzeugen, die sind einen Märtyrertod gestorben. Jetzt kann ich mir eventuell vorstellen, dass sich da die Jünger zusammengeschlossen haben und gesagt haben: Ja, wir erzählen der Welt, Jesus wäre auferstanden. Nicht weitersagen, es stimmt eh nicht. Was ich mir aber nicht vorstellen kann ist, dass Leute bereit sind, für eine Lüge zu sterben. Also in dem Fall hätte ich, bevor ich umgebracht worden wäre, hätte ich gesagt okay, ich gebe es zu. Stimmt nicht, ist alles Fake. Bitte lasst mich weiterleben. Und noch ein drittes Argument. Es gibt sogar noch mehr. Interessanterweise werden in der Bibel Frauen als die ersten Zeuginnen der Auferstehung genannt. Wenn man das im historischen Kontext anschaut. Frauen, die die Zeugenaussage von Frauen, die hat in der damaligen Zeit eigentlich nichts gegolten. Also das Letzte, was den Jüngern eingefallen wäre, wenn das ein Fake gewesen wäre, wäre zu sagen Jesus ist auferstanden. Und übrigens Frauen waren die ersten, die ihn gesehen haben. Wenn es nicht erfunden sein kann, da musste eigentlich was dahinter sein.
Thomas Dopplinger: Liebe Ernestine, ich kann das total gut verstehen. Das ist echt schwierig, wenn man so was Tiefes wie den Glauben nicht mit seinem mit seinem Partner teilen kann. Ich würde sagen kein Druck. Druck ist eigentlich, was Glauben betrifft, immer kontraproduktiv. Am besten beten Sie für Ihren Mann. Ich würde es so formulieren: Reden Sie mehr mit Gott über Ihren Mann, als Sie mit Ihrem Mann über über Gott reden und versuchen Sie in aller Schwachheit und oder in aller Begrenztheit einfach auch Ihren Glauben zu leben in der Ehe. Das hat etwas total Attraktives an sich. Also ein lieber Freund von mir, der hat mir mal erzählt, er ist durch seine frau zum Glauben gekommen, weil da hat er einfach gespürt, da ist was da und um seine Frau war einfach auch sehr liebevoll zu ihm. Das ist jetzt sicher kein Patentrezept, aber etwas, wo Gott auch durch unsere Schwachheit wirkt.
Thomas Dopplinger: Also mich beschäftigt sicher sehr stark der Krieg in der Ukraine und das ganze damit verbundene Leid, die verschleppten Kinder. Dann beschäftigt mich auf alle Fälle auch das Thema Migration Flucht. Ich krieg das einfach auch hautnah über über unsere Geflüchteten in der Gemeinde mit. Auch diese Not, jahrelang aufs Abstellgleis gestellt zu sein, ohne zu wissen, krieg ich jetzt dann Asylbescheid oder nicht? Oder letztlich auch die die Menschen, die im Mittelmeer ums Leben kommen. Also das geht einem schon sehr nahe. Was mir Mut macht, ist, wenn ich so weltweit schaue, wie viele Menschen, die bisher eigentlich kaum was von von Jesus gehört haben, wie die plötzlich einen Zugang zum Glauben an ihn bekommen. Also Indien gibt es ganz viele Menschen oder Iran. Es gibt wahrscheinlich derzeit kaum ein Land, wo die Kirche so wächst unter Verfolgung wie im Iran, China. Da gibt es ganz viele Beispiele, wo, Menschen im Glauben an Jesus eine ganz neue Lebensgrundlage finden.