Glaubensfragen

20 Fragen an Pfarrerin Marietta Geuder-Mayrhofer und Pfarrerin Livia Wonnerth-Stiller von der Krankenhausseelsorge

Danke an alle Hörer*innen für die Fragen! Die Antworten auf die Fragen wurde automatisch transkribiert. Bitte den einen oder anderen Fehler zu entschuldigen! Danke!

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, lieber Ricky, also das Krankenhaus ist ein Ort, an dem man ganz verschiedene Menschen begegnen kann, aus unterschiedlichen Herkunftsländern und unterschiedliche Religionen und Konfessionen. Und das war ein Punkt für mich, dass das Krankenhaus auch ganz spannend ist, auch für die seelsorgliche und pfarramtliche Arbeit. Ich schätze auch sehr, dass die gute ökumenische Zusammenarbeit, wir sind da auch mit den katholischen Kollegen, Kolleginnen im guten Austausch und ja, das Krankenhaus an sich ist für mich auch ein Ort der tätigen Nächstenliebe, wenn man so will. Also man kommt ganz aktiv zu den Menschen, kann sie eben begleiten, einfach für sie da sein, auch wenn es eben nicht so leicht immer ist. Und wenn Sie sich allein fühlen und ängstlich fühlen, sie da einfach ein Stück weit auch im Glauben begleiten.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Es gibt uns in den Spitälern vom Wiener Gesundheits Verbund in Wien und im Evangelischen Krankenhaus. Dort ist jeweils eine Seelsorgerin vor Ort und auch in manchen Pflege Wohnheimen. Für alle anderen Kliniken sind die Pfarrgemeinden zuständig. Da kommen, wenn jemand wünscht, die Pfarrer und Pfarrerinnen des Bezirks. In manchen Krankenhäusern sind auch ehrenamtliche Krankenhaus Seelsorger*innen.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja. Wir tarnen uns quasi im weißen Mantel. Und das hat einerseits auch Hygiene Gründe im Krankenhaus. Aber wir zeigen damit auch, dass wir ja ein Stück weit auch Teil dieses Systems Krankenhaus sind und so auch wahrgenommen werden. Und andererseits ist der Mantel auch für mich persönlich auch ein Stück weit ein wichtiges Symbol, sage ich mal zur Abgrenzung. Wir sind ja doch oftmals auch mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert und da tut es manchmal einfach auch gut, nach der Arbeit den Mantel ganz bewusst auch ablegen zu können, auch wenn man manchmal trotzdem manche Geschichte mit nach Hause nimmt. Ja, und im Talar kann man uns aber trotzdem ab und zu zumindest mal im Krankenhaus sehen, nämlich zu den Gottesdiensten und auch regelmäßigen Mittagsgebeten und Andachten in den hauseigenen Kapellen. Da tragen wir schon auch ein Talar.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Nach außen wirkt es vielleicht sehr ähnlich, weil wir beide Berufssparten zu den Patienten und Patientinnen ans Bett kommen. Aber die Krankenhaus Seelsorge, ja, die kommt einfach so vorbei, ohne unmittelbar dafür beauftragt worden zu sein. Außer wir werden von Patient*innen oder Angehörigen oder den Pfarrgemeinden selber oder der Familie für einen Besuch dazu gebeten, wir kommen aber ohne Zeit und ohne Zielvorgabe, sondern wollen einfach in der Situation begleiten, die da im Moment ist. Dadurch, dass wir uns als Seelsorger offensichtlich outen mit einem transparenten Button meistens wo groß Seelsorge draufsteht, stehen wir dann doch auch für eine bestimmte Wertehaltung. Und Menschen wissen, dass sie mit uns auch über religiöse Themen sprechen können, wenn sie wollen. Oftmals ist es anders, wenn man auch unter Evangelischen einen Bezug herstellen kann. Wenn man dann den Pfarrer oder die Pfarrerin der Heimatgemeinde doch kennt. Wir können miteinander vernetzen und auch Verbindungen her holen und holen auch ein Stück weit Heimat ins Krankenhaus hinein.

Livia Wonnerth-Stiller: Eine gute Frage also, die uns ein Stück weit zurückführt in das 18. Jahrhundert, und zwar 1784. Da wurde das Krankenhaus AKH gegründet und da ist der Widmungsspruch von dem Kaiser Joseph dem zweiten: „solatio et salutio aegrorum“. Das bedeutet zum Heil und Trost der Kranken. Und das war eben ganz und ist jetzt auch im jetzigen AKH ganz dominant auch angebracht, dieser Widmungsspruch, und da kommt eigentlich schon zum Ausdruck, ja, es geht um das Heil, aber auch um den Trost der Kranken. Also Körper, Geist und Seele gehören einfach ganz klar zusammen. Und in der Seelsorge geht es eben auch um das seelische Wohl. Also Seelsorge verstehe ich ein Stück weit als organisierte Nächstenliebe, eben organisiert, weil sie im AKH auch schon seit 1991 institutionell verankert ist. Also wir haben da auch bestimmte Büro Räumlichkeiten und auch die Kapelle, die wir dann nutzen können, ganz an zentraler Stelle und Seelsorge, weil die Frage ja ist, was bedeutet Seelsorge überhaupt? Seelsorge verstehen wir als ein offenes Gesprächsangebot, nämlich über alles, was den oder die Patientin beschäftigt im Moment. Da darf alles eben sein und alles auch ausgesprochen werden. Und ja, das können Glaubensfragen und auch Zweifel sein. Das müssen es aber auch nicht sein. Also das alles ist möglich, was eben gerade denjenigen das Gegenüber beschäftigt. Es geht uns in der Seelsorge vor allem darum, Menschen zu begleiten. Und ja, wir haben dann noch ein paar Zahlen mitgebracht an dieser Stelle, eben um auch die Größe oder die Dimension sich mal vorzustellen. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die physisch oder auch psychisch belastet, verletzt und schwer erkrankt sind. Und das sind jährlich 100.000 Patientinnen, die stationär zu uns kommen, ins AKH und 1 Million ungefähr ambulant. Und jährlich sind das so im Schnitt auch 24.000 evangelische Patienten, Patientinnen, also täglich, um es ein bisschen greifbarer vielleicht zu machen 65. Da können wir natürlich nur ein Bruchteil von denen erreichen. Aber egal woher jemand kommt oder welche Geschichte jemand zu erzählen hat, das Krankenhaus ist einfach immer ein Ort, der einen aus der Fassung bringt, der einen Wendepunkt im eigenen Leben markiert, der Patienten, der Patientin. Und da ist es einfach oftmals wohltuend, nicht alleine zu sein, begleitet zu werden und sich einfach, einfach, ungefiltert, einfach alles mal von der Seele reden zu können.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Wir wissen es in der Regel nicht, außer eben die Patient*innen oder die Angehörigen oder die Pfarrgemeinde melden sich und sie informieren uns darüber, dass sie im Krankenhaus sind. Das hat sich vor drei Jahren mit dem neuen Datenschutzgesetz leider geändert und wir sind auf Unterstützung jeder Einzelnen angewiesen. Manchmal treffen wir uns auch zufällig im Gespräch, aber viele leben im Krankenhaus den geheimen Protestantismus.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, das ist eine gute Frage. Also grundsätzlich bemühen wir uns, dass eben gerade nicht dieser Eindruck entsteht. Wir wollen uns da auch nicht aufdrängen oder irgendwie, sondern es beginnt schon mit dem Gesprächseinstieg. Also dass wir erst mal versuchen, sensibel an der Tür zu klopfen und erst mal fragen, ob es überhaupt passt, dass wir da jetzt eintreten. Und dann bieten wir ganz offen das Gespräch erst einmal an und setzen uns also nicht gleich ans Bett, stellen uns erst mal vor und bleiben dann wirklich nur, wenn es auch erwünscht ist und gerade passt. Also ja. Niemand wird zum Gespräch gezwungen.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Was besprochen wird ist eben oft ganz unterschiedlich. Haben wir schon gehört ein bisschen. Aber wir sind eben da und kommen und sind offen für alle Themen, die da so kommen von Patienten Seite. Mich interessiert in erster Linie, wie es den Menschen in der Situation geht, in der sie gerade sind und ob ich sie irgendwie unterstützen kann. Das kann sich auf Gedanken Knoten beziehen oder auf irgendwelche physischen Dinge, dass sie was zum Trinken oder die Tasche da drüben brauchen oder solche Geschichten. Aber ich biete mich auch gerne als Vermittlerin zwischen betreuenden Ärzten oder dem Pflege Team an, falls es da irgendwelche Unstimmigkeiten oder auch irgendwelche Ängste gibt, da ein wenig zu vermitteln. Manchmal wird über die Kirche oder Glaubenssätze gesprochen, manchmal wird über die Krankheit gesprochen, über die Familie, darüber, wie es nach dem Krankenhaus weitergeht. Manchmal tauchen wir, oder ich auch in neue Welten ein mit dementen Menschen. Und manchmal ist es eine Kommunikation ohne Sprache. Da sitzen, zuhören, schweigen, vielleicht auch singen oder beten. Mit der Situationen eines Mehrbettzimmer kann man unterschiedlich umgehen. Wenn der Patient mobil ist, kann man das Zimmer verlassen. Manchmal ist die Beziehung zwischen den Menschen in einem Krankenzimmer aber sowieso sehr nahe, da sie auch die Krankengeschichten voneinander hören und wahrnehmen. Manchmal ist es so, dass man den Nachbarn oder die Nachbarin bitten kann, hinauszugehen. Und manchmal ist es auch leider einfach gar nicht möglich, das Setting zu ändern und ein tiefgehendes Gespräch zu führen.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, also Angehörige können gern bei dem Gespräch dabei sein, müssen es aber nicht. Und ich würde vorher auch immer zuerst mit dem Patienten, der Patientin reden und sie fragen, ob es überhaupt für sie passt, dass die Angehörigen dabei sind. Wenn es jetzt nicht passen würde, würde ich dann den Angehörigen ein Gespräch auch ohne dem Patienten anbieten. Man muss da vielleicht auch noch ein bisschen unterscheiden, auch zum Beispiel auf der Kinderstation. Da sind wir schon noch mal besonders darauf bedacht, dass die Eltern mit dabei sind oder zumindest auch gefragt werden und dass man da auch mehr mit den Eltern auch Seelsorge macht.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Bei meinem ersten Besuch ist es mir wirklich so gegangen. Da bin ich in das Zimmer gekommen und da war ein Patient, der wirklich große Schmerzen gehabt hat und gerade den Pflegedienst eigentlich gerufen hat. Wie ich dann als Seelsorgerin und noch ein bisschen schüchtern und unbedacht da ins Zimmer gekommen bin, hat er mich eigentlich angeschrien, muss man sagen. Was ich denn hier mache und warum ich da bin und warum nicht die Pflege da ist? Ich war da recht verdutzt, aber im Nachhinein muss ich sagen, verstehe ich ihn. Wenn ich Schmerzen hätte, hätte ich auch lieber ein Pflege Team da als mich Seelsorgerin. Aber in den meisten Situationen kann ich es entweder ganz gut deuten oder die Patientinnen sagen eher freundlich und ganz offen, dass es ihnen gerade nicht passt oder sie gerade müde sind oder dergleichen. Und dann ist es eben immer ein Grund, auch gut gehen zu können.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, es ist tatsächlich ganz unterschiedlich, wie Menschen auf uns reagieren. Für manche ist es tatsächlich eine willkommene Abwechslung, andere, denen es nicht so gut geht, die lehnen uns dann auch ab oder sind dann die Woche drauf, dann eher bereit für ein Gespräch. Oftmals muss auch erst ein Vertrauen aufgebaut werden und das kann ja nach dem Gesprächseinstieg schon da sein. Und manchmal ist es dann auch erst nach einigen Wochen da, wenn man einen Patienten eine Patientin länger begleitet.

Marietta Geuder-Mayrhofer: An sich bekommen wir meistens schon das Feedback im Gespräch selber. Das war fein oder eben es passt jetzt nicht. Aber ansonsten kann man uns immer über die Homepage erreichen. Da stehen unsere Mailadressen und unsere Telefonnummern drauf. Wir im AKH haben im Büro immerhin einen Anrufbeantworter eingeschalten, den wir regelmäßig abhören. Auch sind wir über Insta oder Facebook erreichbar, aber in der Regel ist es uns am liebsten, persönlich davon zu erfahren.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, liebe Edith, also auf alle Fälle und sehr, sehr gern. Wir freuen uns immer auch wenn wir so konkrete Kontakt Anfragen bekommen und gehen dann auch gerne zu dem Patienten oder eben zu der Freundin, zu der Patientin. Ob wir dann aber wirklich auf Besuch bleiben, das überlassen wir natürlich dann der Patientin selbst. Aber Anfragen kann man uns ja gern.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Ach, da ist eigentlich alles auf der Homepage der Wiener Superintendentur nachlesbar. Nur der Kurs ist veraltet, habe ich gestern gesehen. Aber an sich wird wahrscheinlich im kommenden Herbst der nächste neue Kurs starten. Der ist modular aufgebaut und dauert circa eineinhalb Jahre. Jedes Monat ist ungefähr ein Nachmittag 3 bis 4 Stunden Theorieteil und zusätzlich geht es in unseren unterschiedlichen Häusern Praktika zu absolvieren. Wenn man sich aber noch nicht ganz sicher ist, ob man das wirklich machen möchte oder nicht, gibt es auch die Möglichkeit von Schnupper Praktika in den diversen Krankenhäusern.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, da kann man nur Recht geben, dass es oftmals natürlich beängstigend sein kann, auch überhaupt wie schnell sich das Leben ändern kann. Also heute noch große Zukunftspläne und in den Tag hinein gelebt und morgen bereits schon die Diagnose und plötzlich wird alles anders. Also man spürt im Krankenhaus einfach, wie zerbrechlich das Leben sein kann und eigentlich, wie dankbar man sein kann und sein muss für jeden einzelnen Tag. Ja, sicherlich kann man auch durch ein Seelsorge Gespräch sterbende Menschen nicht retten. Aber für mich ist da in der Arbeit und in der Begegnung mit Menschen auch ein tiefes Gottvertrauen ganz wichtig geworden. Es liegt eben nicht in meiner Macht, Menschen vor dem Tod zu bewahren und auch die medizinischen Möglichkeiten sind begrenzt. Ich kann aber für Menschen da sein, die warum Fragen mit aushalten. Und auch, dass es eben keine Antwort darauf gibt. Ja, wir können Menschen sicherlich ein Stück weit begleiten und auch das Angebot schaffen, mit ihnen gemeinsam über ihre Sehnsucht auch nachzudenken, wieder neue Vertrauen zu versuchen. Hoffen zu wagen, glauben zu können. Vor allem in einer Situation, in welcher alle bisher geglaubten Sicherheiten plötzlich wegfallen. Ich erlebe in der Krankenhaus Seelsorge Glauben da als eine ganz wichtige Ressource für Patient*innen und auch als Kraftquelle für mich.

Marietta Geuder-Mayrhofer: In der Regel würde ich zuerst wahrscheinlich versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden, Ob es nicht vielleicht doch eine Nachbarin oder Nachbarn gibt, der sich um die Roxy gut kümmern kann. Aber vielleicht findet sich ja auch in der Pfarrgemeinde jemand und da würde ich auch versuchen, Verbindung herzustellen. Aber im absoluten Notfall würde ich, glaube ich, sonst auch zu Roxy gehen. Vor allem Haustiere spielen eben doch eine große Rolle. Und die Sorge um sie, das verstehe ich schon gut. Ich kann allerdings auch nicht jeden Tag durch ganz Wien eine Tour machen, sonst würde ich wahrscheinlich nicht zu meiner Arbeit kommen. Aber das würden wir uns anschauen.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, also grundsätzlich, wenn Menschen einem besonders nah sind, wenn man sich irgendwie auf einer Wellenlänge fühlt oder sich auch über einen längeren Zeitraum kennenlernt, dann ist es immer besonders niederschmetternd. Wenn dann eine Geschichte von einem Patienten, einer Patientin zu Ende geht. Also ich denke da zum Beispiel an eine der ersten Begegnung mit einem Patienten. Der war eben so in meinem Alter Anfang 30, hatte studiert und war gerade dabei, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Frisch verheiratet, ein kleines Baby haben sie bekommen und dann kam auf einmal die Diagnose Pankreaskarzinom. Ja und damit zerbrach auf einmal erst mal alles. Und bei Pankreaskarzinom, also da sind die Heilungschancen ja gleich null. Und das war schon sehr berührend. Ein junger Mensch wird mitten aus dem Leben gerissen. Und auch in dem Gesprächen waren da ganz viele Vorwürfe, auch sich selbst gegenüber von ihm. Also die Fragen hätte ich nicht mehr im Moment leben sollen? Hätte ich nicht dankbarer sein sollen? Hätte ich nicht mehr Zeit für meine Familie, meine Freunde statt in die Karriere investieren sollen? Also das sind ja auch alles Fragen, die irgendwie wachrütteln und betroffen machen, weil sie mich dann eben auch an mein eigenes Leben erinnern. Es geht da immer um die Frage: Was zählt eigentlich im Leben? Was ist eigentlich wichtig und von Belang?

Marietta Geuder-Mayrhofer: Ja, immer wieder mal, wenn man sich als Mensch auf ein Gespräch einlässt, muss man auch damit rechnen, dass man berührt wird. Weinen an sich ist oft eine sehr heilende und befreiende Geschichte.

Livia Wonnerth-Stiller: Ja, es gibt natürlich auch sehr viele freudige Erlebnisse im Krankenhaus. Zum Beispiel denke ich da an eine Begegnung mit einer Patientin, die ich erst auf der Intensivstation kennengelernt habe, wo sie eine neue Lunge bekommen hat und zu Beginn noch gar nicht sprechen konnte. Also da war sie noch intubiert und erst die Woche darauf konnte sie schon vorsichtig flüstern und dann wieder eine Woche später schon langsam sprechen und ganz vorsichtig und ganz leise und es war einfach total berührend, auch diesen Erfolg zu sehen, was Medizin doch nicht alles leisten und bewirken kann. Und auch sie einfach als Patientin, als Mensch auf so unterschiedliche Weisen kennenlernen zu dürfen. Also eben über die ersten Wochen nur mit Gesten und Blicken. Und dann konnten wir uns auch sprachlich allmählich austauschen. Und ich habe da einfach auch sehr ihren Mut und ihre Willensstärke und auch ihre tiefe Verwurzelung im Glauben sehr bewundert. Und sie hat mich sehr beeindruckt, die Patientin.

Marietta Geuder-Mayrhofer: Ich nehme meine Kraft oft aus den Gesprächen mit den Menschen selber. Ich bewundere viele, wie sie mit manchen Situationen umgehen. Wenn Eltern ihre Kinder im Krankenhaus begleiten oder welche Solidarität unter den Frauen auf der Gynäkologie spürbar ist, wie manche verwirrte Personen mit ihrem Aufenthalt im Krankenhaus doch umgehen. Außerdem ist für mich mein Glaube sehr wichtig. Ich weiß, dass ich nicht alles richten kann und dass ich auch nicht mein Anspruch. Wir haben unsere Grenzen und auch von außen gibt es Grenzen. Aber sich begleitet zu wissen, im Frohen und im Schmerzhaften, das trägt mich.