20 Fragen der Schüler*innen des BG9 Wasagasse und ihren Religionslehrer Stefan Fleischner-Janits, inkl. Hoppalas
Danke an alle Hörer*innen für die Fragen! Die Antworten auf die Fragen wurde automatisch transkribiert. Bitte den einen oder anderen Fehler zu entschuldigen! Danke!
Anna: Eine Vesper ist nicht, wie man zu vermuten meint, ein Roller oder die Jause am Heiligen Abend, sondern damit ist gemeint der Gottesdienst, der am Heiligen Abend stattfindet.
Heidi: Also die Tradition des Christbaum ist eigentlich noch gar nicht so alt, aber damals war sie eher für reiche Leute und für die einfache Bevölkerung. War sein Christbaum einfach zu teuer? 1823 kam der Brauch dann nach Wien und wurde erstmals im Wohn Palais in der Albertina eingeführt. Und dieser Baum war sehr schön geschmückt mit Zuckerwerk, Äpfeln und Kerzen.
Marie: Also das ist natürlich Geschmackssache, aber traditionell bei den traditionellen Weihnachtsliedern ist vor allen Dingen schwer zu entscheiden. Stille Nacht, Heilige Nacht ist aber ein all time favourite als Zuhause als auch in der Kirche. Von modernen Weihnachtsliedern würde ich sagen Christmas von Wham, weil es oft im Internet vor allen Dingen zu sehen ist. Und das Internet hat ja recht.
Stefan Fleischner-Janits: Ja, der Adventskranz befindet sich wahrscheinlich jetzt bei allen von uns zu Hause und der Adventskranz hat mittlerweile eine ganz lange Geschichte. Ursprünglich kommt er aus Hamburg und ist ein evangelischer Brauch. Johann Hinrich Wichern hat ihn erfunden, im Rauen Haus, einem Waisenhaus, um den Kindern Freude zu machen. Damals war es noch ein großes Wagenrad mit vielen Kerzen. Für jeden Tag eine. Mittlerweile sind die Adventskränze meistens nur mit vier Kerzen bestückt und auch kein Wagen hat mehr, sondern ein grüner Kranz.
Gabriel: Martin Luther hat die Anrufung der Heiligen, also auch die vom heiligen Nikolaus, abgelehnt. Aber es soll Anstoß für das Christkind gegeben haben. Und heute, also ungefähr 500 Jahre später, kehrt das evangelische Christkind in katholische Wohnzimmer ein, und der katholische Weihnachtsmann beschenkt mittlerweile auch evangelische Kinder.
Clara: Also ganz genau kann man die Frage nicht beantworten. Aber es gibt eine Theorie, die besagt, dass die Kelten in der Zeit vor Christi Geburt Kekse gebacken haben. Und damals wurde die Wintersonnenwende gefeiert. Also das ist die längste Nacht des Jahres, die kurz vor Weihnachten ist, also vom 21 auf den 22. Dezember. Und da das eine eine dunkle und kalte Zeit war, hatten die Menschen Angst, dass ihre Häuser von Geistern heimgesucht würden. Und um diese Geister zu besänftigen, wurden Opfergaben in Form von Tieren aus Teig dargebracht. Und deswegen haben wir jetzt auch so viele Keks Formen, die in Form eines Tieres sind. Und eine andere Theorie besagt, die geht zurück auf das Mittelalter. Und zwar Gewürze waren sehr teuer, so dass die meisten Menschen sich die nicht leisten konnten. Und in vielen Klöstern wurden jedoch Kekse gebacken, um sich auf die Weihnachtszeit vorzubereiten und eben Christi Geburt zu feiern, um auch den ärmeren Menschen Freude zu bereiten.
Anna: Das Schenken ist in der Hinsicht etwas Christliches, da wir ja auch beschenkt wurden und dass wir anderen Leuten etwas nicht unbedingt Materielles, schon etwas, was Gefühle ausdrückt, schenken.
Gabriel: Also Gold steht für den König. Die Weisen aus dem Morgenland selber waren ja keine Könige. Weihrauch steht für Gott und Myrrhe für den Menschen. Und schon im zweiten Jahrhundert wurden die Geschenke als Symbole verstanden. Christus war König und wie es auch in Nizäa-Konstantinopelischen Glaubensbekenntnis Eingang gefunden hat wahrer Mensch und wahrer Gott.
Stefan Fleischner-Janits: Danke Clara, jetzt darf ich mal wieder eine Frage beantworten, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Wir wissen ja, in der Weihnachtsgeschichte steht ja nichts von Winter und von Schnee und von Kälte. Insofern haben wir gar nicht so genaue Anhaltspunkte, wann Jesus wirklich geboren wurde. Und man hat im Laufe der Geschichte immer wieder versucht, aufgrund von unterschiedlicher, unterschiedlichen Indizien gewissermaßen das Datum zu berechnen. Oft wird ja auch behauptet, dass der Weihnachtstermin, das germanische Wintersonnenwendfest abgelöst hat. Muss man aber sagen, dass auch dieses germanische Wintersonnenwendfest gar nicht wirklich durch historische Quellen belegbar ist. Was wir wissen ist, das Weihnachtsfest löste die Feier des Sol Invictus Festes am 25.12. ab, also die Feier des unbesiegbaren Sonnengottes. Aber auch dieser Termin wurde erst im dritten Jahrhundert nach Christus festgelegt. Das heißt, wir wissen es nicht so genau. Was wir sagen können, ist aber, dass nicht die Gleichsetzung von der Geburt des Sol invictus und des Weihnachtsfestes den Termin macht, sondern dass sich eben der Weihnachtstermin anbot, um einen populären Ersatz zu finden für dieses Sol Invictus Fest.
Stefan Fleischner-Janits: Das ist eine sehr gute Frage. Früher gab es tatsächlich viele konfessionell geprägte Bräuche, aber mittlerweile hat sich das Ganze durchmischt. Wir haben schon gehört, das Christkind kommt auch zu den katholischen Kindern und auch evangelische Kinder bekommen vom Nikolaus ein Geschenk. Das heißt, die Bräuche haben sich vermischt und ich denke, beide Kirchen profitieren auch davon.
Stefan Fleischner-Janits: Die Tradition, Gräber zu besuchen, kenne ich aus meiner Familie, die gemischt konfessionell ist. Aber ich habe dann ein bisschen recherchiert und habe auch keinen konkret katholischen Bezug gefunden. Das heißt, ich denke mir, es ist einfach ein schöner Brauch, am Heiligen Abend, am Vormittag oder am frühen Nachmittag auch an jene Menschen zu denken, die eben nicht mehr mitfeiern können, weil sie schon verstorben sind. Das heißt ein schöner Brauch, auch wenn er vielleicht gar keinen kirchlichen Bezug hat.
Marie: Das genaue Datum des ersten Weihnachtsfestes ist nicht bekannt, aber die Tradition wurde vermutlich zwischen dem zweiten und dem dritten Jahrhundert nach Christi Geburt entwickelt. Anfangs gab es keinen festen Tag, wo man es gefeiert hat, weil man nicht wusste, wann Jesus geboren war. Der erste Bericht über ein Weihnachtsfest am 25 Dezember stammt aus dem Jahr 336. Wahrscheinlich feierten Christen in Rom das erste Weihnachten, aber schon in der Zeit zwischen 245 und 636 nach Christi Geburt.
Stefan Fleischner-Janits: So, nächste Frage, bitte. Nein. Ein heißes Eisen, das natürlich beantwortet werden mag. War Maria wirklich Jungfrau? Diese Jungfrauengeburt kennen wir aus den biblischen, aus der biblischen Weihnachtsgeschichte und wir kennen sie aus dem Glaubensbekenntnis. Es ist der Versuch, eine Antwort darauf zu geben, ob Jesus eben nicht nur ein Mensch war, sondern ob Jesus auch Gott war und ob er der Sohn Gottes war. Und in der Antike war es durchaus üblich, es so etwas wie eine Jungfrauengeburt zu postulieren, um eben zum Ausdruck zu bringen, da stand jemand direkt von Gott ab. Also ich denke da etwa auch an die Pharaonen. Für uns Christinnen und Christen ist diese Frage aber glaube ich, gar nicht so zentral. Das Wichtige ist, dass Gott eben nicht nur oben im Himmel thront, sondern dass er auch zu uns herunterkam auf die Erde. Ein kleines Baby wurde schutzlos, hilflos. Ein Mensch wie du und ich. Und ganz gleich, wie man dann auch zu dieser Frage steht Jungfrauengeburt ja oder nein? Das Entscheidende ist doch, dass Gott Mensch wurde in Jesus.
Stefan Fleischner-Janits: Und da schließt die Frage auch gleich gut an. War Jesus wirklich der Sohn Gottes im Glaubensbekenntnis? Davon war vorhin die Rede. Bekennen wir das natürlich. Und das hat natürlich auch einen Hintergrund. Die Bezeichnung Sohn Gottes war im Alten Testament schon auch so etwas wie ein Ehrentitel. Und in Sohn Gottes soll natürlich zum Ausdruck kommen, dass es ein ganz besonderes Verhältnis gibt zwischen Gott und Jesus. Ich denke, Sohn ist auch eine Art von Bild, das uns hilft, uns ein bisschen besser vorzustellen zu können, wie ist denn das Verhältnis zwischen Gott und Jesus? Wie kann man das denn denken? Und wir wissen ja, der Heilige Geist kommt noch dazu mit der Trinität. Ich glaube schon, dass Jesus Gottes Sohn war. Aber wir müssen uns überlegen, was bedeutet das eigentlich? Für mich bedeutet es, dass es zwischen Gott und Jesus nichts gab, was sie getrennt hat und dass das das Besondere von Jesus ausgemacht hat.
Stefan Fleischner-Janits: Spannende Frage. Wir kennen das ja in Österreich. Der Karpfen, der zu 12:00 gegessen wird, dann Heiligen Abend. Das kommt tatsächlich aus dem katholischen Brauchtum. Denn der Heilige Abend, und zwar eigentlich der Vormittag und der Mittag des Heiligen Abends, zählt ja noch zur Adventszeit. Und gerade für Katholiken und Katholikinnen ist der Advent ja auch eine Fastenzeit. Insofern gibt es einen speziellen Speisen. Wir Evangelische haben ja ein entspanntes oder gespanntes Verhältnis zum Fasten. Das heißt, diese Tradition kennen wir so bei uns nicht. Das heißt, ich denke, wenn ein Karpfen in dem evangelischen Familien am Heiligabend auf dem Tisch landet, dann wohl eher, weil man ihn gerne ist, aber nicht, weil man jetzt das Bedürfnis hat zu fasten.
Stefan Fleischner-Janits: Das ist eine gute Frage. In unserem Land Österreich sind natürlich viele Weihnachtstraditionen katholisch geprägt. Das ist klar. Das liegt auch daran, dass wir hier einfach eine kleine Minderheit sind. Und wahrscheinlich werde ich jetzt hier Dinge aufzählen, wo Katholikinnen und Katholiken sagen, das machen wir ja auch. Aber ich denke mir, zu einem evangelischen Weihnachtsfest gehört natürlich dazu, dass man vielleicht zu Hause die Weihnachtsgeschichte liest, bevor man die Geschenke auspackt. Und die haben auch schon von der Christ Vesper gehört. Diesen Gottesdienst gibt es so in dieser Art und Weise nur bei uns Evangelischen. Und ich denke, auch Krippenspiele haben bei uns eine große Tradition. Aber die gibt es auch in den katholischen Gemeinden. Insofern würde ich sagen, dass es gar nicht wirklich so speziell evangelisches Brauchtum zu Weihnachten gibt.
Stefan Fleischner-Janits: Ja, in evangelischen Familien gibt’s auch Weihnachtskrippen. Auch in evangelischen Kirchen werden Krippen aufgestellt, obwohl die Krippe ja an und für sich ein spezifisch katholischer Brauch ist und auch aus Rom kommt, also aus dem Süden Europas. Die erste Weihnachtskrippe im Norden soll es erst 1562 gegeben haben. Und gerade die Reformierten hatten mit der Weihnachtskrippe natürlich immer wieder so ihre Schwierigkeiten. Die Reformierten legen großen Wert auf das Bilderverbot. Und wenn man dann sieht, diese Weihnachtskrippe anschaut mit den bildlichen Darstellungen, dann kann man sich vorstellen, dass es da eine gewisse Skepsis gab. Nicht zu Unrecht, wenn man bedenkt, dass Jesus in diesen Krippen meistens ein ein weißer Jüngling ist mit blonden Haaren, dann kann man das schon kritisch hinterfragen. Aber ich hab noch was spannendes rausgefunden. Etwa hat auch Kaiserin Maria Theresia die Weihnachtskrippe vier Mal versucht zu verbieten. Sie haben sich letztlich aber doch durchgesetzt. Und heute gibt es sie in katholischen wie in evangelischen Kirchen und Familien.
Stefan Fleischner-Janits: Diese Frage muss ich natürlich beantworten. Wie feiert ein Pfarrer mit seiner Familie Weihnachten? Ich würde sagen, auf der einen Seite wie andere Familien auch. Es gibt einen Christbaum, es gibt ein schönes Essen, es gibt Geschenke. Wir lesen aus der Bibel, wir gehen in den Gottesdienst und gleichzeitig muss ein Pfarrer natürlich am Heiligen Abend und zu Weihnachten arbeiten. Pfarrerinnen auch. Man muss dann natürlich ein bisschen jonglieren Wann macht man die Bescherung? Wann gibt es das Essen? Wann dürfen die Kinder dann die Packerln auspacken? Das heißt, hier muss man ein bisschen flexibel sein. Aber das kennen wahrscheinlich ganz viele Hörerinnen und Hörer. Denn ich denke mir Ärzt*innen und Krankenpfleger, Feuerwehrleute, U-Bahnfahrer, es gibt viele, die am Heiligen Abend nicht einfach freihaben. Und die wissen dann genau, wie man das alles gut abstimmen muss, damit jeder glücklich ist und es dann trotzdem ein gelungenes Weihnachtsfest wird.
Bernd Gratzer: Ich bin ja in einem Altenheim großgeworden und ich hatte sozusagen 60 Omas und Opas und bei uns hat Weihnachten begonnen, wenn alle 60 Omas und Opas, wieder im Bett gelegen sind, also auch relativ spät.
Clara: Okay. Der erste Teil des Wortes Weihnachten kommt von Wih? Also nicht das Wort wie, sondern w-i-h. Und es ist ein altes deutsches Wort, und es heißt so viel wie heilig oder geweiht. Und deswegen bedeutet Weihnachten auch heilige Nacht oder geweihte Nacht. Und den Abend vor Weihnachten nennen wir auch Heiliger Abend.
Heidi: Diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten, nämlich mit Nein. Für sie hat Jesus einfach nicht so eine Deutung wie für uns. Allerdings feiern sie ein anderes Fest, das sogenannte Chanukka Fest. Dieses bringen viele Leute in Verbindung mit Weihnachten, allerdings haben sie überhaupt keinen inhaltlichen Zusammenhang, sondern geht es bei dem Chanukka fest um ihre beiden Tempel in Jerusalem. Und dann die Befreiung ihres Volkes.