20 Fragen an die Kirchenrätin Kim Kallinger
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Kim Kallinger: Ja, eine Kirchenrätin, oder auch ein Kirchenrat ist eine Leitungsfunktion in der evangelischen Kirche. Wir haben aktuell drei Kirchenrätin und einen Kirchenrat. Ja, ist eigentlich eine Bereichsleitung. Das heißt, da gibt es vier verschiedene große Bereiche, die wir abdecken. Das ist einmal die Kirchen Entwicklung, Wirtschaft, Recht und die Bildung. In Wien sitzen wir im Evangelischen Zentrum, da sind unsere Büros. Aber wir sind auch ganz viel außerhalb tätig, bei Veranstaltungen und bringen also so die ganzen Ideen, Themen und Anregungen, die an uns herangetragen werden, in die evangelische Kirche rein, also in Zusammenarbeit mit dem Oberkirchenrat, und haben einen ganz großen Aufgabenbereich. Uns wird also nie langweilig.
Kim Kallinger: Ja, das ist daher gekommen, dass die Synode beschlossen hat, den Fokus auf die Bildungsarbeit zu legen, in der Kirche. Also der sollte ausgeprägt werden und dann wurde diese Stelle neu geschaffen. Das ist also eine ganz öffentlich ausgeschriebene Stellenanzeige gewesen und ich habe die online gefunden bei einer Tageszeitung und habe mich drauf beworben, weil ich ursprünglich an der Humboldt Universität in Berlin evangelische Theologie und Englisch auf Gymnasiallehreamt studiert habe und dann eine Zeit lang im Ausland gelebt habe für einen großen privaten Bildungsanbieter gearbeitet und bin dann aber doch ins deutsche Schulsystem eingestiegen, war dort verbeamtet, habe am Gymnasium gearbeitet, einer Gesamtschule und dann im Schulleitungsteam und habe dann zusätzlich auch im Schulmanagement einen Masterstudiengang besucht und abgeschlossen. Und deshalb hat das alles gut zusammengepasst, als ich diese Stelle gefunden habe und bin jetzt wirklich sehr froh, dass ich diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen darf, als Kirchenrätin für Bildung tätig zu sein.
Bernd Gratzer: Ich glaube, wir können glücklich sein, dich gefunden zu haben.
Kim Kallinger: Ja, vielen Dank.
Bernd Gratzer: Und du bist aus Deutschland nach Wien gezogen. Jetzt?
Kim Kallinger: Ja, ganz genau. Das werde ich ganz häufig gefragt. Also, ich komme ursprünglich aus Kassel und mein Mann kommt aber aus Wien und die Familie lebt im Burgenland. Also, da ist die Verbindung zu Wien gekommen. Genau.
Kim Kallinger: Ja. Neben der Verkündigung der Seelsorge und der Diakonie, ist das Lehren und das Lehren ein ganz großer Bereich in der Kirche, der von der Kirche also bedient wird. Und um das historisch einordnen zu können, war natürlich ein ganz großer Bildungsschwung durch die Reformation geschaffen worden, also durch Martin Luther, der dazu aufrief, Schulen zu errichten, damit nicht nur die Jungen, sondern auch die Mädchen Teil der Bildung sein können und ja, die Schülerinnen und Schüler im biblischen Menschenbild Erziehung genießen können und sich dadurch selbstbestimmt ihr Leben erarbeiten erschaffen können. Und dadurch ist auch heute noch die Bildung ein ganz zentraler Teil unserer Aufgabe.
Kim Kallinger: Ja, also wir haben 50 Horte und Kindergärten, die zur evangelischen Bildungslandschaft gehören. Das erstreckt sich also über wirklich gesamt Österreich in allen Bundesländern. Wir haben rund 40 Schulen, das sind häufig Volksschulen, aber wir haben auch Mittelschulen und höhere Schulen, die zu der Bildungslandschaft dazu zählen und sehen uns in diesem Bereich als Alternative oder Ergänzung zum staatlichen Schulsystem und haben aber neben den Kindergärten und den Schulen auch einen großen erwachsenen Bildungsbereich, der betreut wird von der evangelischen Kirche. Und ein ganz starker Fokus der Bildungslandschaft liegt auf dem evangelischen Religionsunterricht und auch auf den Lehrkräften, also den Lehrerinnen und Lehrern, die für die evangelische Kirche arbeiten und den Religionsunterricht in die Schulen bringen. Und auch da bieten wir einen Fort und Weiterbildungsangebote an, damit das halt immer aktuell ist. Und da arbeiten wir zusammen mit der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien Krems, der KPH und schaffen also so auch die Weiterbildungsmöglichkeiten. Das heißt also, die Bildungslandschaft erstreckt sich vom Kleinkind bis zum Erwachsenen.
Kim Kallinger: Das ist immer eine ganz spannende Frage, die nicht nur an mich, sondern auch immer an die Religions Lehrkräfte herangetragen wird. Und man hat dann immer das Gefühl, man muss sich so ein bisschen rechtfertigen und stark machen für das Fach. Aber man muss ganz klar sagen, der evangelische Religionsunterricht ist ein Pflichtfach in den Schulen und als Pflichtfach ist es natürlich die Aufgabe, als Unterricht zu überzeugen mit den Unterrichtsinhalten die da ganz klar im Vordergrund stehen. Und die Schülerinnen und Schüler sollen natürlich die Kompetenzen aus dem Unterricht erwerben, weil ich befürchte, oder ich denke, dass häufig bei Eltern und Schülern so die Frage im Hintergrund schwirrt Wird da missioniert? Was passiert da im Religionsunterricht? Aber es muss man noch mal ganz klar sagen, das ist reine Wissensvermittlung und deshalb ist es ein ordentliches Schulfach in den Schulen. Da braucht man also keine Angst vor haben. Und ganz deutlich ist auch, dass der evangelische Religionsunterricht der Ort in der Schule ist, wo es wirklich um den Schüler geht, um die Schülerin, die Persönlichkeitsentwicklung da ganz klar im Vordergrund steht. Das ist thematisch auch so angelegt. Also es wird häufig schon über Gefühle und Gedanken oder Ängste gesprochen. Und das ist ein ganz wichtiger Bereich, der in der Schule einfach auch abgedeckt werden muss. Und dafür ist der evangelische Religionsunterricht auch da.
Kim Kallinger: Ja, also es gibt natürlich viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Religionsunterricht und dem Ethikunterricht, aber doch dann auch entscheidende Unterschiede, also Gemeinsamkeiten, sind natürlich die Thematiken, die angesprochen werden. Es geht häufig um lebensrelevante Themen, dem Lebenssinn, Freundschaft, das Miteinander. Das sind ja alles große Themen, die in beiden Fächern ihren Platz haben. Aber ganz klar, der Unterschied zum Religionsunterricht ist da, dass man thematisch den Religionsunterricht natürlich an der Lehre der Bibel ausrichtet und man aus der evangelischen Sicht heraus auf die Themen schaut und sie betrachtet. Also da ist natürlich auch ein historischer Hintergrund und es ist ja auch, um mal ein Praxisbeispiel zu nennen, interessant für die Schülerinnen und Schüler, überhaupt zu wissen Warum feiern wir unsere Feiertage? Warum gibt es evangelische – katholische Feiertage? Also das sind ja alles Dinge, die heute noch immer im Alltag präsent sind. Und deshalb ist der Religionsunterricht nie aus der Zeit gefallen, weil sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Aber auf diesem Hintergrund des christlichen Glaubens ja entstanden ist und weiterlebt und deshalb einfach die Schülerinnen und Schüler einfach Input bekommen müssen, um das nachvollziehen zu können. Und aus diesem evangelischen Gedanken und den Werten und den Kenntnissen heraus selbstständig sich ihre Meinung bilden können zu anderen Religionen, zu anderen Konfessionen und natürlich daraus auch eine Toleranz, oder auch Akzeptanz entstehen kann für anderes Fremdes. Aber von sich heraus muss man erst mal sicher sein, wo kommt man her, was ist man und daraus kann man sich dann die eigene Meinung bilden.
Kim Kallinger: Absolut. Natürlich! Also ja, dann spreche ich einmal ganz kurz natürlich die Schwierigkeiten auch an, die wir haben. Wir haben, wie bei vielen anderen Fächern auch gerade brandaktuell einen Lehrermangel zu verzeichnen. Selbstverständlich. Und deshalb sind die Rahmenbedingungen auch nicht immer ideal. Also wir haben Religionslehrkräfte, die an mehreren Schulen tätig sind. Das kann für manche Personen Vorteil sein. Also manche sehen das als interessant an, dass sie in mehreren Kollegien tätig sein dürfen. Für andere ist es eine Belastung, weil es natürlich auch ein zeitlicher Mehraufwand ist. Aber im Unterricht selbst, also das Unterrichten mit den Schülerinnen und Schülern ist ein sehr spannender Beruf. Also wie vorhin schon mal kurz erwähnt habe, habe ich auch selber als Religionslehrerin gearbeitet und ich fand es immer ganz spannend, wenn man am Anfang in den Religionsunterricht reingeht als neue Lehrkraft und dann auch die Schüler ein bisschen mit Spannung, Skepsis begegnen. Aber so über die Zeit, wenn man sich wirklich mit den Schülern auseinandersetzt und mit ihnen arbeitet, dann das Ganze abfällt und wirklich der Fokus auf den Schülern liegt und auf ihren Gedanken und ihren Gefühlen. Und dass sie Schüler wirklich sehr annehmen und wertschätzen, dass sie Platz in der Schule haben, um diesen Ort einfach zu haben, um sich selber austauschen zu können. Und das ist ein Punkt, der wirklich sehr erfüllend ist als Religionslehrkraft. Und ein weiterer Punkt ist, dass man immer als Religionslehrkraft auch bei den Festen und Feiern in der Schule beteiligt wird oder auch stark mitwirken kann. Ich war in der vergangenen Woche zum Schulstart in mehreren Schulen unterwegs und konnte die Schulgottesdienste begleiten, die dort gestaltet worden sind zum Schulanfang. Und es war sehr lebendig im Schulgarten mit verschiedenen Konfessionen und auch Religion, die dort waren als Lehrkräfte. Und das war sehr spannend zu sehen, was da für ein schönes Bild entstanden ist und für schöne Feierlichkeiten für die gesamte Schulgemeinschaft mit ihren Kindern, Familien, alle waren da und konnten also gemeinsam den Schulstart beginnen. Also das sind schöne Eindrücke, denke ich in dem Beruf und deshalb ist er absolut empfehlenswert.
Kim Kallinger: Also es gibt vor allen Dingen zwei Wege in Österreich. Wir arbeiten ja ganz stark mit der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien Krems zusammen. Die KPH und die bietet einen Bachelorstudiengang an, der dauert acht Semester. Und dann mit diesem Abschluss kann man als Volksschullehrer mit dem Schwerpunkt Religionsunterricht oder Religionspädagogik tätig sein. Das ist ein großer Weg, den man beschreiten kann, um in die Schule zu gehen, da es auch die Verbindung zwischen Praxis und Theorie sehr nah verknüpft und also absolut empfehlenswert. Und dann gibt es natürlich an der Universität Wien einen Studiengang, dass es auch erst mal einen Bachelor mit acht Semestern und darauf kann man den Master draufsetzen mit vier Semestern und kann dann auch an den höheren Schulen Religionsunterricht unterrichten.
Kim Kallinger: Ja, die evangelische Schule, also, die Bibel, spricht Kinder von Anfang an unermesslichem Wert zu. Und genauso sind die Schulen und das Schulleben auch bei uns in den evangelischen Schulen ausgerichtet. Das heißt also, dass der Schüler und die Schülerin immer im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Und das bedeutet also, dass wirklich genau darauf geschaut wird, was benötigt ein spezieller Schüler oder Schülerin? Wie ist die Förderung oder auch die Forderung, das heißt der Inklusion Bereich an unseren Schulen ist sein ganz großes Thema und der ist auch wirklich sehr stark ausgebaut und immer in Bewegung. Gerade aktuell wird daran gearbeitet, wie man denn Inklusionsbereich für auch die höheren älteren Schüler attraktiv machen kann. Also nicht nur in der Volksschule. Da liegt also ein ganz großer Schwerpunkt drauf. Und ein Zeichen für unsere evangelischen Schulen ist auch immer, dass die Schulgemeinschaft eine ganz große und eine stark verbundene ist. Das bedeutet also, dass die Schule sich immer öffnet nach außen hin, also zu der Gemeinde hin, zur Pfarrgemeinde, zu aber auch den örtlichen ansässigen Vereinen, und versucht sich zu involvieren in das Gemeindeleben. Und was auch interessant ist bei vielen von unseren evangelischen Schulen, dass sie meistens durch Elterninitiative entstanden sind. Also die Eltern haben sich bemüht, eine Schule zu finden, haben vielleicht aber keine passende Schule für ihre Kinder gefunden, haben sich dann zusammengetan oder entschlossen, selbstständig sich auf den Weg zu machen, eine Schule tatsächlich zu errichten. Und da ist es in vielen Fällen wirklich sehr gut gelungen und hat sich dann auch weiterentwickelt von der Volksschule hoch zum Mittelschulen. Und das ist wirklich sehr schön zu sehen, dass aus so einzelnen Initiativen so was Großes erwachsen kann. Genau.
Kim Kallinger: Die Schulen der evangelischen Kirche sind Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht? Also da gibt es eine Verknüpfung. Das bedeutet also, da steht immer ein Träger hinter einer Schule und es wird aber natürlich nach dem öffentlichen Lehrplan unterrichtet, also das, was vom Ministerium vorgegeben wird, das wird auch in den Klassenzimmern zu finden sein.
Kim Kallinger: Also ich glaube, die Tochter ist erst mal sehr froh für die Freistunden, die sie zwischendurch hat. Aber ja, das ist natürlich der organisatorische Punkt, der da angesprochen wird, dass es nicht immer ideal ist, wo diese Religionsstunden liegen, also zeitlich und örtlich, auch das muss man schon ganz klar sagen. Aber trotzdem gerade im Gymnasium ist darauf hinzuweisen, dass der Religionsunterricht, der evangelische Religionsunterricht auch als Maturafach bereitsteht. Man kann im Fach Religion die Matura ablegen und auch zum Beispiel die vorwissenschaftliche Arbeit in diesem Fach schreiben. Also wir haben zum Beispiel aus dem vergangenen Schuljahr eine vorwissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet, die wirklich sehr gut erstellt worden ist. Und mit einer sehr fröhlichen Schülerin durfte ich dort sprechen, die hat die erstellt und zwar war das zum Thema „Verpartnerte Pfarrer*in in ihrer evangelischen Kirche“. Also sehr spannendes Thema. Und da kann man also sehen, dass das die Schülerinnen doch sehr beschäftigt und gerade auch in diesem Alter, dass der evangelische Religionsunterricht auch einfach Halt geben kann und sich darüber hinaus einfach Themen entwickeln können, mit denen man sich näher auseinandersetzen möchte.
Kim Kallinger: Ja, in all unseren Einrichtungen, ob das der Kindergarten ist oder die Schulen, sind auch nicht evangelische Kinder, Jugendliche und Erwachsene willkommen, weil wir natürlich den ökumenischen Gedanken stark vertreten. Wir freuen uns also über eine heterogene Landschaft. Bildungslandschaft, das heißt also Schülerinnen und Schüler, die nicht evangelisch sind, sitzen auch in unseren Klassenzimmern. Sehr gerne sogar, weil wir darüber natürlich auch sehen, dass man in den Austausch kommt, miteinander und voneinander lernt. Und deshalb sind unsere Einrichtungen nicht nur auf evangelische Schülerinnen und Schüler oder auch in dem Fall Kinder beschränkt.
Kim Kallinger: Es gibt von den Einrichtungen immer Angebote, dass man beten kann. Das ist in den Kindergärten so und auch in den Schulen, auch im Religionsunterricht. Aber es ist nie ein Muss oder eine Pflicht, sondern ist wirklich nur ein Angebot. Man kann das auch einfach mal ausprobieren, um es kennenzulernen, ob das Beten einen anspricht oder nicht. Aber wie gesagt, das ist niemals eine verpflichtende Tätigkeit, an der man teilnehmen muss. Das entspricht überhaupt nicht unseren Vorstellungen.
Kim Kallinger: Ja, also neben dem evangelischen Profil gibt es da auch noch einen Schwerpunkt, der häufig gewählt wird. Das ist der reformpädagogische Ansatz, der sich sehr gut mit unseren evangelischen Vorstellungen verbindet. Und da wird also in den Einrichtungen sehr danach gehandelt. Und ich durfte jetzt eine Woche lang in einem Kindergarten hier in Wien Teil sein und eine Woche begleiten. Nicht als Kirchenrätin, sondern als Mutter. Und habe dann in der Kleinkind Gruppe viel Erfahrung sammeln dürfen, wie denn so im Alltag mit den kleinen Kindern umgegangen wird. Und war ganz begeistert, dass man morgens ankommt und die Einrichtung tatsächlich eine Ruhe ausstrahlt, was man von einem Kindergarten ja überhaupt nicht erwarten würde. Also das ist schon sehr schön zu sehen, die ruhige Atmosphäre, die Kinder kommen an, dann gab es erst mal einen Kreis, die Kinder haben sich zusammengesetzt, die sind also anderthalb bis drei Jahre alt und trotzdem haben sie sich selber zusammengefunden. Und dann wurde die Gitarre rausgeholt, es wurde gespielt und gesungen und es war wirklich alles sehr schön zu sehen, in welcher Atmosphäre die Kinder da gemeinsam ihren Tag beschreiten. Also das Evangelische und das Reformpädagogische passt also in der Hinsicht gut zusammen.
Kim Kallinger: Ja, natürlich. Wir unterstützen die Inklusion stark. Allerdings muss man da ganz klar sagen, das ist von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich, denn es ist nicht überall die Voraussetzungen gegeben. Und man muss natürlich auch immer auf das einzelne Kind schauen. Was ist das für eine Einschränkung, die das Kind mitbringt? Welches Personal wird dafür benötigt? Welche Räumlichkeiten werden benötigt? Und da muss man ganz klar sagen, wir arbeiten daran, dass das sich verbessert und dass wir das ganz klar mit Ja beantworten können. Aber die politischen Voraussetzungen sind auch noch nicht so gegeben, dass wir so das umsetzen können, dass wirklich jedes Kind bei uns in die Einrichtung kommen kann.
Kim Kallinger: Also das Kreuz als Symbol ist natürlich bei uns das wichtigste Glaubens Symbol, in der evangelischen Kirche, das ist ganz klar. Allerdings geht die evangelische Kirche sehr sparsam mit diesem Symbol um und deshalb gibt es auch in den Einrichtungen bei uns nicht immer überall an der Wand ganz klar das Kreuz zu sehen. Denn wir legen viel mehr Wert darauf, dass wir im Alltag das evangelisch sein, miteinander leben und das Miteinander im Vordergrund steht und dadurch das evangelische Sein gelebt werden kann. Ob das jetzt unter den Mitarbeitern ist oder unter den Schüler*innen oder Kindern untereinander, da stehen also ganz klar die Feste, die Rituale oder die Geschichtenerzählungen im Vordergrund und nicht die Symbolik, die an der Wand hängt.
Kim Kallinger: Also wir legen schon Wert darauf, dass gerade im Führungsbereich evangelisches Personal vorhanden ist. Das ist in einem Land wie Österreich natürlich nicht immer ganz so leicht, qualifiziertes Personal zu finden. Und da liegt natürlich auch unser Anliegen, dass wir tatsächlich qualifiziertes Personal in unseren Einrichtungen haben. Und deshalb vermischt sich das manchmal auch. Wir haben also auch nicht evangelische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und deshalb haben wir gerade hier in Wien eine Stelle geschaffen, die sich darauf fokussiert und in den Einrichtungen tätig ist und die Mitarbeiter schult, dass sie auch das Verständnis dafür haben, was überhaupt bedeutet, evangelisch zu sein oder eine evangelische Einrichtung zu sein. Und häufig wird dem Ganzen erst mal ja mit Skepsis begegnet und großen Fragen und dann aber durch das Gespräch und durch diese Schulung weicht es alles auf. Häufig und das ist sehr schön zu sehen, weil dann auch so eine Angst von den Mitarbeitern anscheinend abfällt, dass sie jetzt auch nicht gezwungen werden, irgendwie Gebet zu sprechen oder so, sondern das ist wirklich einfach dieses Leben und die Vorstellung, wie evangelisch sein in den Einrichtungen ausgedrückt werden kann, auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ansprechend ist, die nicht evangelisch sind.
Kim Kallinger: Ja, also das ist ein großer Bereich in der Bildungsarbeit der evangelischen Kirche. Es gibt Einrichtungen. Und zwar ist das hauptsächlich die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bildungswerke in Österreich. Das ist die Dachorganisation, über der das ganze Erwachsenen Bildungsprogramm entsteht und wächst. Das heißt also aber auch, das regional unterschiedliche Bildungswerke vor Ort sind, um Veranstaltungen, Vorträge, musikalische Abende oder ähnliches zu gestalten. Und gerade jetzt im Schöpfungs Jahr gibt es viele Veranstaltungen zum Klima, also Klima Projekte und Vorträge. Das heißt, das soll natürlich die Erwachsenen ansprechen und wir hoffen auf rege Beteiligung.
Kim Kallinger: Das schließt sich ja gut an die Frage davor an, also es gibt die Webseiten von uns, die immer mit den aktuellen anstehenden Programmen gefüllt werden. Wie gesagt, da darf man in seiner Region spezifisch schauen, was es dort vor Ort gibt. Dann gibt es aber auch Flyer und Zeitungswerbung, die schon vorhanden ist. Aber das stimmt natürlich. Man kann darüber hinaus sich vielleicht noch etwas breiter positionieren, damit es auch mehr Menschen erreicht. Und ein Tipp vielleicht auch noch, man kann sich natürlich auch gerne direkt an die Pfarrgemeinde vor Ort wenden. Die wissen immer Bescheid, wenn es um den erwachsenen Bildungsbereich geht, was dort gezielt angeboten wird, da sie häufig nämlich auch das Ganze mit organisieren und mittragen. Genau. Natürlich sind die Menschen ja auch viel eingebunden in Familie und Alltag und natürlich auch dem Beruf. Und deshalb glaube ich, sind so diese extra Angebote nicht immer ganz so leicht wahrzunehmen. Aber da muss ich natürlich auch ein Aufruf machen, dass man sich einfach mal aufrafft, ein Freund und eine Freundin vielleicht schnappt und dann gemeinsam sich einen Abend gönnt und daran teilnimmt. Da darf man sich auf jeden Fall drauf freuen auf das Angebot.
Kim Kallinger: Ja, also das habe ich von meiner Mutter geerbt. Die ist nämlich auch Langstrecken Läuferin. Ich bin eigentlich immer gerne täglich gelaufen, 7 bis 12 Kilometer im Schnitt. Aktuell schaffe ich das aber nicht mehr so gut. Also drei bis viermal in der Woche laufe ich ja noch meistens vom Büro zum Kindergarten. Das sind dann 30 Minuten in der Stadt und am Wochenende versuche ich in Schönbrunn mich auszuleben. Das heißt also, ich laufe schon Halbmarathon und auch einen ganzen Marathon. Ja, genau. Das ist also die Geschichte hinter der Langstrecke. Und ja, ich denke, man kann das sehr gut oder ich kann das sehr gut mit dem Beruf verbinden, weil ich denke, dass die Ausdauer ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor ist, um seine Ziele zu erreichen. Und so denke ich das auch im Beruf. Wenn man immer dranbleibt an den Dingen, an dem man arbeitet, dann wird man schon zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen. Und vor allen Dingen darf man nicht vergessen Man muss sich nicht nur quälen, nicht nur beim Laufen oder bei der Arbeit, sondern es kann auch wirklich Freude machen. Der Weg zum Ziel.
Kim Kallinger: Als allererstes blicke ich da auf den Inklusionsbereich, den ich vorhin schon mal kurz ansprach. Also ich hab das in der Praxis gesehen, ich sehe das jetzt vom Schreibtisch aus. Da ist ganz viel Entwicklungsbedarf da, damit wirklich die einzelnen Kinder, die einzelnen Schülerinnen und Schüler gesehen werden können, Unterstützung erfahren können und einfach den Raum in der Schule finden, oder auch im Kindergarten, um ihr Potenzial entfalten zu können. Da ist noch so viel, was gemacht werden muss auf finanzieller Seite und natürlich vom Personal aus. Und es ist so schade zu sehen, dass man den Schülerinnen und Schülern und Kindern einfach nicht die Möglichkeit geben kann, die sie eigentlich hätten, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und da wünsche ich mir also mehr finanzielle Mittel und Personal. Dann als zweiten Punkt, das schließt sich daran an, da bin ich jetzt mitten im Schulleben drinne, denke ich, dass die Schule viel mehr Potenzial hat, wenn sie sich breiter aufstellt. Also Multiprofessionelle Teams gibt es ja schon in den Schulen, aber die können noch wesentlich stärker ausgebaut werden. Wir haben natürlich die Lehrkräfte, die da sind. Es gibt weitere Pädagogen im sozialpädagogischen Bereich zum Beispiel. Aber darüber hinaus gibt es die Schulleitung, die sich ganz anders aufstellen könnte. Also aus der Wirtschaft Personal reinholen, was einfach wesentlich qualifizierter ist in Hinsicht auf Personalmanagement oder finanzielle Mittel auch. Oder es gibt sehr gut geschultes Personal im Sprachbereich, der die Schüler unterstützen kann. Also das ist ein riesen Feld, was da in die Schule einziehen kann und einziehen muss, wenn ich mir das wünschen darf. Und das hoffe ich, dass sich das in den nächsten Jahren einfach noch mehr entwickelt. Und mein dritter Wunsch, der ist natürlich ganz groß, ist, dass der Religionsunterricht sich weiterhin stark positionieren kann und seinen Platz einfach in der Stundentafel, in den Schulen hat und die Rahmenbedingungen dafür einfach besser werden. Da arbeite ich daran. Da arbeiten natürlich aber auch unsere Fachinspektoren dran in den einzelnen Bundesländern. Und wir haben schon das Verständnis dafür, dass sich die Rahmenbedingungen einfach verbessern müssen und arbeiten dran und hoffen dann, dass unsere Arbeit Früchte trägt.