Glaubensfragen

20 Fragen an Willi Raber, Elisabeth Guttmann und Daniela Schwimbersky

Danke an alle Hörer*innen für die Fragen! Die Antworten auf die Fragen wurde automatisch transkribiert. Bitte den einen oder anderen Fehler zu entschuldigen! Danke!

Willi Raber: Diakonie prinzipiell beschreibt den Dienst am Menschen in eigentlichen Wortsinn, ist eine sehr alte, inzwischen Organisation der evangelischen Kirche, die sich befasst mit der Unterstützung von Menschen in sozialen Notlagen. Geht in Österreich zurück auf eine Gründung von Martin Boos in Gallneukirchen, bzw. Herrn Schwarz in Kärnten, in Waiern. Inzwischen hat sich es weit entwickelt zu einer sehr großen und vielschichtigen Organisation, die in ganz Österreich tätig ist, in unterschiedlichsten Feldern der sozialen Dienstleistungen.

Willi Raber: Die Stadtdiakonie Wien ist das kirchliche Werk der Evangelischen Kirchen Wiens und ist eine kleine Organisation, die sich seit 1914 der Unterstützung von Armut Betroffenen verschrieben hat.

Willi Raber: Vorbeikommen und danach fragen. Jeder und jede die kommt, wird in einem ersten Gespräch gefragt, was da Unterstützungsbedarf ist, wo der Schuh drückt. Dementsprechend unterschiedlich ist dann, was wir an Leistungen selbst anbieten können zur Unterstützung oder wohin wir vermitteln, wo die Menschen gut aufgehoben sind.

Willi Raber: Im Rahmen der Aktion Schulanfang unterstützen wir Schulkinder, respektive die Familien, einerseits mit Sachleistungen, das heißt Schultaschen, Stifte, Hefte, Bücher, Malfarben, teilweise Turnkleidung. Andererseits mit Gutscheinen eines Händlers. Und wenn man vorbeikommt und wir sehen, eine Familie ist in einer finanziell schwierigen Situation, kann man die Unterstützung bekommen.

Willi Raber: Kleidung von Mädchen vermutlich nicht. Kleidung können wir tatsächlich nur im Häferl annehmen. Dort überwiegend Männer und Frauenkleidung. Ansonsten unser Lagerraum ist begrenzt. Bitte das, wonach wir fragen Spenden bei den Sachspenden.

Daniela Schwimbersky: Aber Schultaschen nehmen wir gerne. Auch Schulrucksäcke sind sehr beliebt bei den Kindern, das heißt Schuhlrucksäcke können in der Großen Neugasse ja auch abgegeben werden. Ist das korrekt?

Willi Raber: Natürlich. Wir freuen uns immer vorher kurz anrufen und abklären, was man tatsächlich im Moment brauchen. Wie gesagt, der Lagerraum ist begrenzt. Daran müssen wir immer denken.

Willi Raber: „Lernen mit leerem Bauch geht nicht“ heißt das Projekt. Ist ein wichtiger Punkt. Wir unterstützen rund 1000 Schulkinder mit einer täglichen gesunden Jause. Funktioniert so, dass die Schulen uns sagen, was sie brauchen können. Und wir liefern das einmal in der Woche, recht unbürokratisch. Das Ganze ist Spenden finanziert, wobei uns vor allem an ein Handelsunternehmen, man kann sagen, glaube ich, Hofer unterstützt im großen Ausmaß sowohl finanziell als auch was die Logistik betrifft.

Willi Raber: Da wendet sich die Roxy am besten an die Elisabeth.

Elisabeth Gutmann: Also wir im Häfler haben so zwei Bananen Kartons, Hundefutter und auch Katzenfutter. Also bei uns kann man in Not auch Hundefutter abholen.

Willi Raber: In einem sehr breiten Portfolio würde ich meinen. Das evangelische Sozialzentrum versteht sich in erster Linie als Wegweiser im Sozialsystem Wiens. Das heißt, wir haben Kontakte in sehr viele unterschiedliche Organisationen und städtische Abteilungen und wissen recht genau über Förderstrukturen und Unterstützungsmöglichkeiten Bescheid. In Einzelfällen unterstützen wir, speziell wenn es ganz akut ist, bevor die Wohnung kalt ist, im Winter mit einer Zahlung. Bevor eine Familie delogiert ist, übernehmen wir schnell mal eine Miete. Das heißt, wenn es wirklich brennt, immer verbunden damit, dass wir daran arbeiten, die Situation nachhaltig zu verbessern. Wenn man von uns finanzielle Unterstützung will, dann muss man sich auch den längeren Weg antun, an der Gesamtsituation gemeinsam zu arbeiten.

Bernd Gratzer: Und wenn man Unterstützung braucht, dann auch wieder telefonisch vorher ankündigen, einen Termin ausmachen.

Willi Raber: Wir sind sehr froh, wenn ein Termin ausgemacht wird. Wir sind aber ebenso bereit für all jene, die zu Öffnungszeiten einfach dastehen. Das ist überhaupt kein Problem. Wir freuen uns, wenn Menschen diesen Weg finden, weil es ist nicht einfach zu sagen: Ich brauche Hilfe.

Bernd Gratzer: Möchtest uns die Öffnungszeiten verraten?

Willi Raber: Sehr gern. Das ist Montag bis Freitag von 9:00 bis 15:00. Da ist immer wer da.

Bernd Gratzer: Einfach vorbeikommen oder vorher anrufen.

Willi Raber: In der Großen Neugasse Nummer 42.

Willi Raber: Ist nicht unser Kernthema, muss ich ganz offen sagen. Sorgerechts Fragen insgesamt Familien Rechtsfragen sind aber immer wieder Thema. Wir würden vermutlich in dem Fall Kontakt zu einer spezialisierten Stelle suchen und dann entweder in Kooperation beraten oder vermitteln und schauen, dass es einen guten Übergang gibt. Das heißt ja, als Anlaufstelle sind wir auch für dieses Thema da. Fachlich ist es nicht unser Kerngebiet.

Elisabeth Gutmann: Ja. Im Häferl können wir immer einen Gärtner brauchen. Ehrenamtlich kann bei uns immer gearbeitet werden. Also her mit ihm.

Elisabeth Gutmann: Bei uns wird an vier Tagen die Woche ein dreigängiges Essen servier. An Menschen, die hungrig sind, ohne zu fragen, wo kommt er her? Wer ist er? Sondern einfach hereinspaziert! Guten Appetit! So, das ist das Häferl.

Bernd Gratzer: Hereinspaziert und guten Appetit! Gut, das Häferl ist jetzt aber woanders. Das sollte man vielleicht auch kurz erwähnen, wo das ist.

Elisabeth Gutmann: Das Häferl ist in der in der unter Kirche von der Gustav Adolf Kirche, in der Hornbostel Gasse Nummer 6.

Daniela Schwimbersky: Was ich so genial finde ist, dass man ja wirklich fast wie in ein Wirtshaus hineinkommt, das man serviert bekommt. Nur dass am Ende die Rechnung ausbleibt. Das finde ich ganz, ganz fein und einfach die Stimmung im Häferl, wenn ich da jetzt mal so reinplatzen darf. Die Stimmung im Häferlist einfach großartig, weil es nicht nur die Elisabeth das ganz großartig leitet und toll gekocht wird, aber sie dort auch von ganz vielen Ehrenamtlichen unterstützt wird. Und dass einfach ein Zusammenhalt ist, den auch die Gäste, die kommen, dann wirklich mitbekommen und sich willkommen fühlen und dort wirklich in guter Art und Weise auch aufgenommen sind. Das heißt, man kriegt im Fall nicht tatsächlich nur ein drei gängiges Menü, wenn man zu Mittag kommt, sondern man kriegt einfach Aufmerksamkeit und Wärme. Und das tut einfach allen Leuten, die kommen, wirklich gut.

Elisabeth Gutmann: Wir sind ein Wirtshaus mit Herz.

Daniela Schwimbersky: So ist es. Genau so ist es. Und das ist schön.

Elisabeth Gutmann: Also ich kenn sicher 60 % der Gäste mit Geschichte und Herkunft. Ja, man kennt. Man hat seine Stammgäste, hat Leute, die heute zufällig vorbeikommen. So im Sommer ändert sich das Klientel wie im Winter. Aber wir haben viele, viele Stammgäste, die man kennt, die man erwartet, die einen fehlen. Fragt man auch: Wo ist er denn? Wenn er mal nicht kommt, ein Wochenende.

Bernd Gratzer: Wie viele Portionen kocht ihr da am Tag?

Elisabeth Gutmann:  Zwischen 200 und 400

Bernd Gratzer: Wahnsinn.

Elisabeth Gutmann: Je nach Tag. Sonntag sind es immer über 380, so 350 Portionen.

Bernd Gratzer: Und was bestimmt, was gegessen wird.

Elisabeth Gutmann: Es wird gekocht, nachdem was wir an Spenden bekommen, gibt es bei der Broccoli Schwämme gibt es ganz sicher Brokkoli Auflauf und Brokkoli Suppe. Gibts nicht so, dann Reis, Nudeln irgendwie. Wir finden immer irgendwas. Ja und Sonntag gibt es meistens Fleisch.

Daniela Schwimbersky: Und das Geniale ist ja tatsächlich, dass ihr euch wirklich darauf einstellt. Oft auch kurzfristig einstellt. Wie ich das mitbekommen habe, was tatsächlich von der Wiener Tafel gespendet wird oder was dort einfach gerade am Lager ist, was quasi in Supermärkten übrig geblieben ist, das verwendet ihr ja dann weiter und verarbeitet Dinge, die ansonsten für den Müll schon bestimmt gewesen waren. Weil aussortiert übernehmt ihr und macht nochmal wirklich 200 bis 400 Menschen täglich satt. Ich finde das echt eine geniale Geschichte, dass hier ja nicht nur einerseits Menschen satt werden, sondern auch beigetragen wird zur zur Nachhaltigkeit und Müllvermeidung.

Elisabeth Gutmann: Und wir haben nie einen Speiseplan. Der Speiseplan kommt mit der Wiener Tafel.

Elisabeth Gutmann: Die Geschichte vom Gernot, der im Lotto gewonnen hat, der vieles, vieles Geld gehabt hat und in Thailand war, ein Hotel gekauft hat und am Ende obdachlos auf der Straße gestorben ist. Das war eine Geschichte vom Gernot mit vielen, vielen Details, die mich sehr berührt hat.

Elisabeth Gutmann: Es ist schwer, aber ich kann die Not nicht ändern. Aber ich kann in den paar Stunden im Häferl ein gutes Essen servieren und den Herrn oder die Dame im Arm nehmen und sagen Mahlzeit!

Elisabeth Gutmann: Nein, bei uns kann man nicht schlafen.

Bernd Gratzer: Aber man bekommt wieder im Sozialzentrum Wien wahrscheinlich alle Möglichkeiten, wo es Übernachtungen gibt.

Willi Raber: In dem Fall findet diese relativ einfache Beratung auch im Häferl vor Ort statt. Das heißt, wenn wir einen Schlafplatz sucht und sich im Fall an eine Kollegin wendet, wird weitervermittelt, gelegentlich auch mal angerufen, wo ein Platz frei ist und vermittelt.

Willi Raber: Heuer nicht mehr, weil die Praktikumsstelle besetzt ist. Im nächsten Jahr sehr gerne. Bitte rechtzeitig im Frühjahr bewerben. Bezahlen können wir Praktikumsstellen leider nicht. Wir sind überwiegend Spenden finanziert und müssen sehr darauf achten. Dementsprechend geht sich das leider nicht aus.

Willi Raber: Lieber Egbert, wir freuen uns sehr über Unterstützung tagtäglich im Häferl vor Ort. Mit deiner Muskelkraft und deinem Hirnschmalz und deiner Aufmerksamkeit. Wir freuen uns über Schulsachen in der Sozialberatung. Wir bereiten jetzt den Herbst vor für den Schulstart. Und wonach wir immer fragen müssen, ist sind einfach Geldspenden? Wie ich schon erwähnt habe, wir sind Spenden finanziert. Das heißt, wir brauchen Spenden, damit wir das tun können, was wir machen.

Willi Raber: Allerdings, sofern man uns Geburtsdatum und Postleitzahl bekannt gibt.

Spendenkonto

IBAN AT13 3200 0002 0747 7417

Willi Raber: Ich glaube, die Stadtdiakonie kann nicht traurig sein. Die Stadtdiakonie ist eine Organisation, die Menschen positiv gegenübersteht. Im Selbstbild und im Bild der Welt offen und optimistisch aussieht. Herausfordernd sind Situationen, die wir erleben. Mit Menschen, wo es einfach sehr, sehr schwierig ist. Wo es schwierig ist, Perspektiven zu finden. Und die aktuelle Situation ist herausfordernd, wo wir immer mehr Menschen sehen. Aus bisher nicht gekannten Gruppen, die sich ihre alltäglichen Ausgaben nicht mehr leisten können. Und da sprechen wir nicht von einem Urlaub, sondern sprechen davon, dass es Ende des Monats was zu essen gibt, dass man die Wohnung beheizen kann im Winter, dass man die Miete zahlen kann, wenn man Familie mit Kindern hat. Das macht betroffen, aber traurig sind wir nicht weil wir sind guter Dinge prinzipiell und haben das Glück, ein sehr freundliches Team und Umfeld zu haben.

Daniela Schwimbersky: Wir sind gerade dabei, irgendwie die Stadtdiakonie in der Öffentlichkeitsarbeit neu auf die Beine zu stellen. Das ist momentan unser großes Projekt. Spenden Finanzierung ist schon erwähnt worden. Da müssen wir tatsächlich auch noch besser werden, weil wir den Bedarf sehen. Und so wie der Willi das gerade gesagt hat, ist der Bedarf wirklich groß. Auch das Häferl kommt an die Kapazitätsgrenzen einfach was von der Küche her geht und wir merken oder du hast es schon gesagt, Sissi, dass das einfach so viele Menschen kommen, dass wir an manchen Tagen habe ich das Gefühl, ihr wirklich schaut’s, dass ihr noch da oder dort was her zaubert, damit der letzte, der kommt, auch noch was zu essen kriegt mit einem wahnsinnigen Einsatz. Aber irgendwann sind wir an dem Punkt, wo es einfach nicht mehr geht und sind wir jetzt am überlegen, ob es möglich ist, einen weiteren Eröffnungstag zu machen oder ob das immer sehr Spenden abhängig. Wir sind quasi von der Unterstützung des evangelischen Wiens, sage ich jetzt mal ganz allgemein, wer immer sich da angesprochen fühlt. Wir sind davon abhängig, ob wir neue Projekte starten können. Bedarf sehen wir viele. Visionen haben wir. Ideen haben wir auch. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, was man tatsächlich angehen, weil wir nichts angehen wollen, wo wir sagen können Okay, da haben wir jetzt schnell einen Impuls oder einen Impuls Spende, sondern wir setzen Projekte nur um, wenn wir wissen, dass wir sie langfristig organisieren und finanzieren können.

Willi Raber: Ja, also insgesamt neue Projekte haben wir nicht in Planung. Was wir in Planung haben und woran wir arbeiten, ist die Stabilisierung und Ausweitung des Bestehenden. Das ist fordernd genug. Wir haben es geschafft, die Sozialberatung zu vergrößern, dort mehr Personal einzustellen, dort die Direkthilfe, die wir ausschütten können, zu erhöhen. Das ist jetzt mit Fördermitteln, die allerdings befristet sind, gelungen. Und da arbeiten wir jetzt in einer Nachfolge Finanzierung, damit man auch dem gerecht werden können, dass mehr Menschen kommen und das auch langfristig. Bei lernen mit dem Bauch: auch dort haben wir mehr Anfragen von Schulen, als wir bedienen können. Das heißt, da schauen wir einfach, was ist möglich? Was können wir halten? Kann man Schule dazunehmen oder auch nicht? Und ja, wie die Daniela schon gesagt hat, ein Eröffnungstag. ein weiterer im Häfler zeichnet sich ab, ob und wann wir das schaffen, soweit sie in der Planung noch nicht da wird. Wir arbeiten uns Schritt für Schritt heran.

Willi Raber: Ich würde tatsächlich ganz vielen Menschen empfehlen, die Interesse haben, im Häferl mal einen Tag mitzuarbeiten und ehrlich gesagt nicht wegen der Tätigkeit des Kochens, Services oder hinterher Aufräumens, sondern wegen einer Stimmung, die dort gelebt wird, die mich persönlich jedes Mal, wenn ich hinkomme, tiefst beeindruckt. Das ist die Stimmung, die geprägt ist, davon zu leben, was die Diakonie sich als Claim in Österreich gegeben hat. Und das ist Seelsorge auf Augenhöhe. Es ist unterschiedslos, wer woher kommt, wer wohin geht. Es ist dieser Moment, in dem man da ist, in dem man dieses auf Augenhöhe sein, erleben kann, in einem bestmöglichen Sinn. Und diese Stimmung zu erleben, empfehle ich tatsächlich einfach jedem und gebe ich gerne mit als Rat. Zu Öffnungszeiten vorbeikommen und mal mitarbeiten für Stunde oder für drei oder vier oder auch acht, wenn man vollen Tag Zeit hat.