20 Fragen an Angelina Ahrens und Sepp Fessler
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Sepp Fessler: Ja, eine wahrlich schwierige Frage, komplexe Antwort. Meine Stichwörter sind: Wegbegleiter, Struktur, Entwickler, hoffentlich förderliche Struktur Entwickler und Experimentier Raum Bereitsteller.
Angelina Ahrens: Ich habe es ein bisschen allgemeiner gehalten, habe erst mal gesagt, jemand der Kinder und Jugendarbeit leitet und wenn man dann nach Begriffen guckt, ist es irgendwie alles, Koch manchmal jemand, der auch werkeln kann, der Spaß vermitteln kann. Es ist wirklich von A bis Z manchmal alles dabei.
Angelina Ahrens: Also das ist abhängig davon, wo man die Ausbildung macht. Ich kann zu meiner Person vielleicht ganz kurz sagen, ich habe in Deutschland studiert, Sozialpädagogik und Religionspädagogik und hatte damit die Möglichkeit, eingesegnet zu werden zu Diakonin. Deswegen ja, es ist vielleicht unterschiedlich, aber es muss im sozialpädagogischen Bereich sein. Und da wir ja kirchlich sind, evangelisch, muss auch irgendwo der kirchliche Anteil mit drin sein.
Sepp Fessler: Ich ergänze und sage dazu, also neben der fachlichen, offiziellen Anforderung gibt es auch eine inoffizielle Qualifikation, die wird immer so bezeichnet. Es ist gut, wenn es eine reflektierte Persönlichkeit ist. Eine Persönlichkeit, die sich selbst hinterfragen kann, reflektieren kann und so seinen Weg, seinen Arbeitsweg gehen kann.
Angelina Ahrens: Nicht mehr wirklich. Wir haben uns gestern gerade ein bisschen drüber unterhalten. Ich hatte auf jeden Fall Vorbilder in meiner Jugend, als ich auf dem Berufsfindungsweg war und habe gesehen, was für eine tolle Kinder und Jugendarbeit Diakon*innen eigentlich betreiben können. Und habe mir natürlich diese Menschen dann als Vorbild genommen und gesagt, das möchte ich gerne auch machen und so möchte ich später auch mal sein. Jetzt, heute nicht mehr so viel.
Sepp Fessler: Dazu ergänzend klassische, richtig klassische Antwort: Jesus. Wer hat das gedacht. Das meint sicher Angelina auch. Für mich persönlich war es dann auch, weil ich eine Ausbildung gemacht habe. Rodgers der die personen zentrierte Gesprächs Psychotherapie gegründet hat. Ja, so weit.
Bernd Gratzer: Und dann bist du nach Wien gekommen und Jugendreferent geworden. Oder wie?
Sepp Fessler: Nein, diese Ausbildung habe ich während meiner Arbeit gemacht.
Bernd Gratzer: Wie bist du eigentlich Jugendreferent geworden in Wien?
Sepp Fessler: Ja, wie bin ich Jugendrefernt geworden? Ich wurde eigentlich geholt. Also nicht jetzt in diesen Job in der Evangelischen Jugend Wien, sondern die Christuskirche in die Pfarrgemeinde Christuskirche. Und zwar geholt von einer Ausbildungsstätte, die heißt Johanneum in Deutschland, in Wuppertal. Die haben mich dort irgendwie entdeckt oder so, und da ich seid zehn Jahre der einzige Österreicher dort war. War es wahrscheinlich leicht mich aus zu machen dort.
Angelina Ahrens: Ganz allgemein gesagt würde ich sagen, dass die EJW, Kinder und Jugendliche auf dem Glaubens und auch den Lebensweg einfach begleitet.
Sepp Fessler: Ja, das kann ich voll und ganz zustimmen. Ich habe es einmal ausgedrückt auf unseren Präsentations Folder. Da steht nämlich „not perfect!“. Ganz wichtige Geschichte in unserer Zeit. not perfect, aber glücklich. Und ich werde da mal also sagen ergänzend, Förderung und Begleitung zu einem körperlichen, seelischen und geistigen Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen. Also ein bisschen ein formalisierter Satz, aber beinhaltet die wesentlichen Punkte.
Angelina Ahrens: Also mindestens einen Jugend Referenten der ja nun gerade neben mir hier steht. Ansonsten ich habe in meiner Landeskirche in Braunschweig in Deutschland auch einen Kollegen erlebt, der tatsächlich das von Anfang bis Ende gemacht hat zur Rente. Aber ja, wie viele es tatsächlich gibt, kann ich nicht so einschätzen. Nicht so häufig, würde ich sagen. Kommt das vor?
Sepp Fessler: Ja, ich habe lange nach gekramt und nachgeschaut und eruiert und recherchiert. Ich bin auf 29 Jahre gekommen in der Evangelischen Jugend Wien und insgesamt, also seit meiner hauptamtlichen Tätigkeit. Davon sprechen wir jetzt. Die hat mit der Christuskirche Zeit. 34 Jahre betragen.
Bernd Gratzer: Eine wirklich lange Zeit.
Sepp Fessler: Ja, genau. Und die anderen dürfen beurteilen, wie das war.
Angelina Ahrens: Ja, es stimmt. Ich würde behaupten, man ist immer so jung, wie man sich fühlt. Und gerade wenn man da in der Kinder und Jugendarbeit auch gucken, bleibt man auch jung. Also ich meine, ich bin jetzt vielleicht auch noch jünger, fühle mich aber auf jeden Fall jünger als wie mein Alter tatsächlich ist, das einfach die Kinder und Jugendarbeit mit sich bringt. Und ich glaube, man kann Kind im Herzen bleiben und Kind im Leben bleiben. Und das ist eigentlich auch was Schönes. Und was gutes, heißt aber nicht, dass wir nicht wachsen und reifen natürlich.
Sepp Fessler: Mit anderen Worten gesagt: forever young im Herzen natürlich und oder forever in Kontakt mit Kinder und Jugendlichen. Ergänzend sage ich, mir ist das ein wichtiges Thema. Wir leben in einer entmischten Gesellschaft. Auf der einen seite die Altenheime auf der anderen Seite unseren Bildungsweg, der uns entmischt. Ich denke, wir sollten da das im Blick haben, dass wir diese Bereicherung, die eine generationenübergreifende Gesellschaft bietet, die sollte man nicht vergessen. Und daran sollten wir arbeiten. Die tut uns gut.
Bernd Gratzer: Es gibt ja solche Sachen. In Simmerung glaube ich, gibt es ein Altenheim, wo es ein Kindergarten gibt. Und es gibt auch in Deutschland, das eine oder andere Projekt, was diese Generationen vermischt. Und ich selber kann von mir behaupten, ich bin mit fünf Jahren ins Altenheim gekommen, habe dort 14 Jahre lang gelebt, das heißt, ich hatte 60 Omas und Opas und ich habe das schon sehr genossen. Und auch die älteren Omas und Opas haben es genossen, immer wieder ein paar Kinder um sich zu haben, mit denen sie spielen konnten, zeichnen konnten und denen sie auch ihre Lebensweisheit weitergeben konnten.
Sepp Fessler: Ja, hervorragend. Ich denke, ich bin dann reif für den Kindergarten.
Sepp Fessler: Also, ich habe da lang nachgedacht. Mir ist dann eine Geschichte eingefallen. Es sind wir einmal mit einem wirklich alten VW Bus, das war an der Grenze zur Tauglichkeit. Der hat ein wahnsinniges Lenkradspiel gehabt, dass man nicht gewusst hat, wohin der Bus eigentlich fährt wenn man dorthin lenkt und mit diesen Bus sind wir gemeinsam ganz in den Norden von Norwegen gefahren. Das war Challenge, die war nicht ohne, war aber wunderbar.
Sepp Fessler: Ja, ich habe das in dem Interview in der Jungen Gemeinde, das ist die Zeitung für die Mitarbeiter der Evangelischen Jugend Österreich, gesagt. Das Essenzielle hat sich für mich nicht geändert und das ist eine qualitative Beziehungsarbeit. Damit nenne ich ein paar Kriterien, da gehört Respekt dazu, Wertschätzung, Offenheit, Einfühlungsvermögen. Das ist zeitlos. Das hat sich für mich nicht verändert. Das, was sich verändert hat, sind die Rahmenbedingungen in der Gesellschaft. Und hier stelle ich schon fest, dass hier diese schnelllebige Zeit entstanden ist. Das alles fordert Kinder und Jugendliche heraus. Die Herausforderungen sind andere. Dennoch glaube ich, dass hier die essenzielleste Qualität, diesen Herausforderungen zu begegnen, weiterhin diese qualitative Beziehungsarbeit ist.
Sepp Fessler: Einen ganzen bunten, großen Blumenstrauß voller Ideen. Aber das hängt alles ein bissl ab auch von meiner Krebserkrankung, die ich habe und wie sich das entwickelt und weitergeht. Und ich bin schon neugierig.
Angelina Ahrens: Ja, gut gehört. Also, das stimmt. Ich habe die letzten drei Jahre dort gelebt und auch gearbeitet. Nach Südafrika hat mich auch tatsächlich der Job verschlagen. Ich habe dort als Jugend Diakonin in einer deutschsprachigen evangelisch lutherischen Kirchengemeinde gearbeitet und quasi die Kinder und Jugendarbeit dort geleitet und war wirklich an der Basis. Also es ist noch mal was ganz anderes zu dem Job jetzt hier bei der EJW. Ich habe von Kindergottesdienst bis hin zu Jungschar Gruppen, Jugendgruppen, junge Erwachsene, Arbeit getan begleitet mit durchgeführt, Sommer Freizeiten auf die Beine gebracht mit einem Team und dann waren wir zelten. Highlight auf jeden Fall ohne Strom, also ganz Südafrika mäßig, obwohl wir nicht im Busch waren. Wir waren am Strand, kann man eine ganze Woche lang auch mit Jugendlichen ohne Strom zelten. Also Handys waren da gar nicht so aktuell. Auf jeden Fall eine Erfahrung, die es wert war, die zu machen. Genau das habe ich in Südafrika getan.
Bernd Gratzer: Und jetzt bist du in Wien. Hast du dich schon gut eingelebt in Wien?
Angelina Ahrens: Genau. Jetzt bin ich in Wien. Ich bin noch dabei. Ich bin ja auch erst ein paar Wochen hier und finde mich noch zurecht. Erkunde auch die schöne Landschaft, die auch Wien und Österreich zu bieten hat. Ich bin noch im Umzug Stress, aber ja, ich komme langsam an!
Bernd Gratzer: Schön, dass du da bist.
Angelina Ahrens: Ja und nein. Also Kinder und Jugendliche sind Kinder und Jugendliche. Also ich glaube, egal wo man hinfährt in der Welt, Kinder können lachen aufs Gesicht zaubern und Jugendliche kommen irgendwann in die Pubertät und machen bestimmte Entwicklungsphasen durch. Und auch die Kinder und Jugendarbeit, glaube ich, ist im Kern gleich. Gerade wenn wir von der evangelischen Jugendarbeit sprechen, weil wir Jesus Christus quasi als Vorbild haben und natürlich wir als Christen irgendwie auch eine Gemeinschaft bilden weltweit. Es gibt aber kulturelle Unterschiede in der Arbeit und natürlich auch die Schwerpunkte verschieben sich ein bisschen.
Sepp Fessler: Diese Spontanität, diese Direktheit, diese Echtheit. Und auch wenn man, wenn man Kinder beobachtet, wie die sich verhalten, diese Selbstvergessenheit. Also man sieht ja, wie wir funktionieren in der Gesellschaft, wir haben ja dein Büro gleich nebenan einen Kindergarten. Wie die Eltern, dann ihre Kinder mit vielen Gedanken schon wo sie hin müssen, dann zur Arbeit oder nach Hause, kochen, einkaufen, die Kinder ziehen und die Kinder sehen einfach am Weg: Wow! Da ist ein Blattl! Da ist etwas anderes und sie bewundern es und uns fehlt die Zeit dazu. Und diese Selbstvergessenheit, dieses nicht funktionieren müssen, dieses Einlassen auf diesen Augenblick, was jetzt gerade passiert. Ich finde es einfach wunderbar. Also es war für mich immer ein Vorbild und dem ich nach wie vor lerne.
Bernd Gratzer: Ja, da können uns die Kinder wirklich ein Vorbild sein. Ich wünsche mir das auch manchmal, dass ich einfach wieder mal so gewisse Sachen entdecke, dass ich auch die Zeit habe, gewisse Sachen zu entdecken und mir auch die Zeit nehme.
Angelina Ahrens: Und Fragen zu stellen auch! Ich muss Sepp da total zustimmen. Was mich aber auch wirklich geprägt hat die letzten Jahre ist gerade so Religionsunterricht, beispielsweise Grundschule, was bei euch glaube ich Volksschule hier ist. Die Kinder stellen Fragen, auf die wäre ich als erwachsene Person nie gekommen. Also da sind wirklich immer erstaunliche Fragen auch, die sich auch einfach trauen, dann zu fragen, wo ich selber auch noch mal drüber nachdenken muss und reflektieren muss und auch überlegen muss wie denke ich da eigentlich drüber oder wie sehe ich das? Also irgendwie jeden Tag aufs Neue. Kinder und Jugendliche können einen immer überraschen, aber Fragen stellen und ja, irgendwie unschuldig und unvergessen passt ganz gut.
Sepp Fessler: Zu den Fragen gibt es Erlebnis. Also ich habe einmal Teenager Arbeit, das war mit den Sinn Konzeption erarbeitet. Und als sie mir einen Impuls geben, diese Andacht und ich habe damals den Stress gehabt. Dann kommt er nachher zu mir, so ein Teenager, und spricht mich an und sagt Du, Sepp, sagt du das da beim Impuls, weil du das sagen musst, oder meinst du das echt so, wie du das sagst? Und da hat er mich nämlich voll erwischt. Ich habe mir gedacht, ja, gut dass er fragt. Super. Das erlebt man so vie zu wenig. Und das tut auch für einen selber gut.
Sepp Fessler: Also für mich, ich versuche es kurz und bündig, habe ich zum Teil schon gesagt. Also für mich ist es eine nachhaltige Beziehungsarbeit essenziell. Die Weg Begleitung, die auch schon erwähnt wurde und dafür hilfreiche Strukturen schaffen. Das ist nicht so einfach, das muss gremial umgesetzt werden und das ist ziemlicher Haken. Aber da braucht man einen langen Atem.
Angelina Ahrens: Ich finde die Frage immer nicht so leicht zu beantworten, tatsächlich. Gerade weil ich vielleicht auch noch neu bin. Im Kern, was ja generell auch meine Arbeit, egal wo ich bin, ausmacht. Ich möchte Jugendliche und Kinder begleiten. Ich möchte ihnen von Gott erzählen. Ich möchte ihnen erzählen, dass sie geliebt werden, so wie sie sind. Ich möchte sie wertschätzen. Ich möchte eine Anlaufstelle sein für Jugendliche als Vertrauensperson, als sicheren Hafen. Das sind so meine generellen Ziele. Arbeitsschwerpunkte kann ich aktuell noch nicht wirklich sagen. Ich weiß, dass ich einen ganz neuen Aspekt einbringen werde, was Tier gestützte Pädagogik angeht. Also ich werde in ein paar Wochen begleitet werden von einer Hündin und das bringt natürlich einen ganz anderen Schwerpunkt mit rein, aber mehr kann ich aktuell leider noch nicht sagen.
Angelina Ahrens: Ich freue mich auf neue Erfahrungen, auf neue Begegnungen. Und ich freue mich auch wirklich, jetzt so ein bisschen in die kirchlichen Strukturen hier in Wien einzutauchen und zu gucken. Ich habe ja vorhin schon gesagt, Kinder und Jugendliche sind überall gleich, aber wo sind die kulturellen Unterschiede? Da freue ich mich drauf. Ich freue mich drauf, dass ich jetzt eine etwas längerfristige Stelle habe. Es ist nicht geplant, dass ich nach drei Jahren wieder gehe und einfach wirklich was aufbauen kann. Und vielleicht habe ich ja das Glück, auch wirklich länger hier zu bleiben, so wie der Sepp und was aufbauen zu können, was auch große Spuren hinterlässt.
Angelina Ahrens: Ja, wir haben einiges, was jetzt Richtung Sommer auf uns zukommt. Wir haben jetzt im Juni Ungue for everyone. Ein Empowerment Event für junge Frauen. Kurz danach haben wir das langjährige und bekannte Volleyball Turnier der EJW, wo alle Kinder und Jugendlichen eingeladen sind, Volleyball mit uns zu spielen. Und im Sommer gibt es auf jeden Fall von der EJW oder Untergruppich von der EJW, wie zwei Freizeiten, eine Burg Freizeit und eine langjährige Freizeit nach Landskron.
Bernd Gratzer: Alle Informationen findet man sich auf einer Website. Kannst du die noch kurz verraten?
Angelina Ahrens: Genau. Wir sind natürlich auch auf der Webseite www.ejwien.at, oder auch ganz neu auf Instagram sind wir auch vertreten mit dem Benutzernamen EJ.Wien.
Sepp Fessler: Ich werde da mal so fragen: Brauchen wir den Rückzug nur vom Nationalstaat oder brauchen wir internationale Bewegungen? Wenn ich sehe, wie die Welt aufgestellt ist, wie unsere Gesellschaft aufgestellt ist, dann sehen wir, dass die transnational ist, also überregional agiert, dass die Herausforderungen auch nur überregional zu lösen sind. Und da ergibt sich eine erste Notwendigkeit, dass man auch über den Zaun schaut, dass man über den Gemeindezaun hinweg Entwicklungen und Lösungen findet in dieser sich verändernden Gesellschaft. Aber natürlich ist es auch sehr wichtig für die Vernetzung und für die Bereicherung.
Angelina Ahrens: Ja, genau. Ich würde vielleicht ergänzen: die Arbeit an der Basis ist wichtig und ohne die Arbeit könnten wir auf der EJ Wien, also diözesanen Ebene auf jeden Fall nicht arbeiten und funktionieren. Man darf aber auch nicht vergessen, dass nicht jede Kirchengemeinde Jugendarbeit hat oder betreiben kann, weil die Ressourcen einfach fehlen. Und da sind wir vielleicht ein ganz guter Ansatzpunkt dann und auch so was wie, wir haben von der EJW den Spiele Verleih, wo sich jede Kirchengemeinde Material und Spiele ausleihen kann. Funktioniert auch nicht so gut, wenn man es nur in einer Kirchengemeinde verankert, also dass man einfach die Vorteile nutzt, die es mit sich bringen kann.
Bernd Gratzer: Und das Lager ist riesig. Ich war letztens wieder drinnen und war erstaunt, was da alles herumliegt.
Sepp Fessler: Also ich hab das schon bissl benannt, aber es schadet nix, wenn man das wesentliche öfter sagt. Für mich ist es Authentizität, das heißt Offenheit, Vertrauen, die Wertschätzung, der Respekt auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen und auch vor allem Einfühlungsvermögen.
Angelina Ahrens: Ich kann eigentlich gar nichts ergänzen, weil das sind wirklich die wichtigsten Punkte.
Sepp Fessler: Ja, ich habe eine Karte in meinen Büro hängen gehabt mit den Spruch drauf von Don Bosco, „Wer geliebt wird, erreicht alles, besonders bei der Jugend!“ Mehr will ich dazu nicht sagen.
Angelina Ahrens: Also wenn ich mir was wünschen könnte, wäre das auf jeden Fall, dass die Jugendarbeit auf allen Ebenen wertgeschätzt wird. Also nicht nur, dass wir Jugendliche wertschätzen, sondern dass es einfach, dass man Augen öffnen kann, wie wertvoll und wichtig die Jugendarbeit ist. Und natürlich würde ich mir auch einfach wünschen, gerade wenn wir so ein bisschen auf Zahlen und demografischen Wandel auch gucken, dass die kirchliche, also die evangelische Kinder und Jugendarbeit trotzdem weiterhin eine Rolle spielen darf und dass es nicht untergeht.
Sepp Fessler: Ja, liebe Kerstin, sagst du mir, wo ich diese gute Fee finde? Das wäre super. Ich würde sie brauchen. Unbedingt. Also immer ergänzend zu dem, was Angelina sagt, also eine qualitative Ausbildung für Jugend Referent*innen in Österreich. Die gibt es nämlich nicht. Ausreichende Finanzmittel für attraktive Stellenangebote. Und dritter Punkt, eine wertschätzende, verständnisvolle und weitsichtige Entscheidungsträger in der Kirche. Das ist mir ganz wichtig. Die Experimentier Räume zulassen. Es sind für mich Schutzräume, in dem Kinder und jugendlichen Jugendliche sich ausprobieren können, Grenzen austesten, können, über Grenzen drübergehen können und dann nicht gleich vernichtet werden oder ausgeschlossen werden, oder, das ist ja ein Lernen, in dem man sich eigentlich das ganze Leben lang, aber speziell in dieser Pubertät oder in speziellen Lebensphasen, damit Jugendliche diese wertvollen Erfahrungen machen können. Und dabei brauchen sie Unterstützung und hilfreiche Begleitung.
Bernd Gratzer: Wir haben zwar jetzt unsere 20 Fragen, fertig. Aber mir ist noch ganz was anderes aufgefallen. Es gibt unten im Erdgeschoss ein Jugend Kaffee. Vielleicht könnte dazu noch ein paar Worte sagen. Wann hat das geöffnet? Warum gibt es das?
Angelina Ahrens: Also wir haben das EJW Cafe unten in der Hamburger Straße. Wann es gegründet wurde und wie die Idee vielleicht entstanden ist, kann Sepp gleich noch dazu sagen. Aktuell ist es so, dass wir selber den Raum da unten nutzen für Stammtische. Morgen zum Beispiel ist auch die EJÖ – als die Evangelische Jugend Österreich drin. Also wir vermieten quasi auch den Raum und tagsüber finden Deutschkurse aktuell statt von der Diakonie.
Sepp Fessler: Also die Idee hatte ich so vor 25 Jahren und da habe ich mich auf den Weg gemacht und dann hat das nicht funktioniert. Da merkt man schon ein Merkmal dieser Arbeit: man muss langen Atem haben, man muss dranbleiben. Dort hat es auch nicht gepasst, weil man nichts gescheides gefunden haben. Und jetzt ist es möglich geworden. Mit 2015. Wir haben es frühzeitig aufgemacht, weil da die Flüchtlingsbewegung gekommen ist und der Bedarf einfach so dringend war. Seit dem sind die Pforten offen für diese Deutschkurse, von den Angelina gesprochen hat, für Asylwerber und natürlich wird es genutzt für alle möglichen Vernetzungstreffen. Und das ist auch gut so, das ist natürlich auch ausbaufähig, da kann sich auch manches entwickeln. Für mich ist es ein wenig a bissl so Art dieser Experimentier Raum. Das soll das auch hergeben.
Bernd Gratzer: Gibt es noch irgendetwas, was ihr gerne loswerden möchtet? Jugendarbeit? Was euch auch immer auf dem Herzen brennt?
Sepp Fessler: Was mir am Herzen brennt, ist, dass ich sehr, sehr froh bin, dankbar bin, dass Angelina da ist. Wir haben uns jetzt ein bisschen kennengelernt und natürlich denkst du als langjähriger Jessas, na wie wird das weiter werden? Und man macht sich, weil mir die EJW dem Herzen liegt, macht man sich natürlich Gedanken, hätte man das gerne in guten Händen. Und das ist für mich wirklich jetzt so, das erlebe ich so mit Angelina und ich bin sehr froh und dankbar, dass du da bist angelina.
Angelina Ahrens: Ja, danke. Ich bin froh, hier zu sein und bin dankbar, dass ich eigentlich eine lebendige Jugendarbeit von Sepp übernehmen darf. Also das ist auch nicht selbstverständlich und man kann sehen, wie viel Herzblut und Zeit du in all diesen Jahren auch einfach in die Jugendarbeit reingesteckt hast und dass es eine tolle Sache zu übernehmen. Vielleicht auch hat man vielleicht auch ein Stück Respekt vor, aber man wächst ja auch an den Aufgaben und man kann einfach sehen, wie wichtig Jugendarbeit für dich ist und wie wichtig du es auch in Wien gemacht hast.