Glaubensfragen

20 Fragen an den Wiener Botschafter des Jahres der Schöpfung Priv. Doz. Dr. Johannes Tintner-Olifiers

Danke an alle Hörer*innen für die Fragen! Die Antworten auf die Fragen wurden automatisch transkribiert. Bitte den einen oder anderen Fehler zu entschuldigen! Danke!

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, die Idee ist, dass wir dieses Jahr nutzen können, um eine um eine Änderung zu bewirken, eine Trendwende, die wir ja auch brauchen in der Klimakrise. Und da ist so ein Jahr der Schöpfung eigentlich eine tolle, tolle Möglichkeit.

Ja wir Schöpfungs Botschafterinnen und Botschafter sind eine Gruppe von von Menschen ganz unterschiedlich, in jedem Bundesland gibt es ja eine einen von uns. Und was uns eint ist die Sorge um um diese Schöpfungs Verantwortung und der Wunsch irgendwie etwas zu tun.

Ganz konkret war es so, dass ich auch einen ehrenamtlichen Hut bei den Scientists4Future auf habe und mit diesem Ehrenamt Hut bin ich ihm im Klimareferat bei der Andrea Sölkner und bei der Marie-Christine Mattner gesessen und wir haben uns überlegt, wie können die Scientists mit der evangelischen Kirche zusammenarbeiten? Und dann hat sie mich zum Schluss noch gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auch Schöpfungs Botschafter für Wien zu sein. Habe ich kurz eine Bedenkzeit gebraucht, ob ich das zeitlich noch unterbring. Aber ich freue mich auf diese Aufgabe und ich glaube, das ist sehr spannend.

Johannes Tintner-Olifiers: Jetzt muss ich auf die Schnarchnase aufpassen. Als Umwelt Wissenschaftler, also mein Berufs Hut, bin ich an der Universität für Bodenkultur tätig. Im Bereich Material Wissenschaft beschäftigt mich viel mit Hummus, mit Abfall und dann auch mit Bodenschutz, Bodenfruchtbarkeit und damit auch dem Landwirtschafts Thema. Und damit bin ich auch recht nah an dieser und dieser Klima Thematik dran. Und die Scientists4Future, das ist eine neue Bewegung von Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft. Ein bisschen eine Antwort auf die Fridays gewesen Die Fridays haben gesagt: Hört doch auf die Wissenschaft. Und dann haben in der Wissenschaft einige gesagt, jetzt müssen wir was sagen und das, was wir sind österreichweit einige tausend Kolleginnen und Kollegen. Und uns eint eben auch die Sorge um diese Klimakrise und der Wunsch, hier auch etwas zu tun.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, also das ist natürlich immer eine gute Frage. Es ist ja so, ich bin ja nicht alleine. Das ist ganz wichtig. Wenn ich der einzige wäre, der sich um dieses Thema annehmen würde, wäre es sicher zu wenig. Aber es gibt ja unglaublich viel bereits hier in dem Bereich an Vorarbeit. Wir haben zwei tolle Umwelt Beauftragte in Wien. Wir haben ganz viele Umwelt Beauftragte in den einzelnen Pfarrgemeinden. Wir haben auch gerade in Wien, muss ich sagen, ich fühle mich auch sehr, sehr gut unterstützt, auch vom Superintendenten von Matthias Geist oder der Superintendentialkuratorin Petra Mandl, die das glaube ich auch sehr persönlich mittragen. Und da sehe ich dann meine Aufgabe als Schöpfungs Botschafter sozusagen etwas anzustoßen, zu vermitteln, zu vernetzen. Aber ich bin nicht alleine und darum glaube ich, dass ein Schöpfungs Botschafter schon mal besser ist als keiner.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, als Umwelt Wissenschaftler und als Scientists sind mir die die Studien und die Zahlen recht bekannt und ich sehe die Dramatik dieser Klimakrise und auch die die Dringlichkeit, rasch hier etwas zu tun. Die Gefahr besteht, dass wir dieses Klimaschutzziel nicht erreichen. Und das ist ja nicht irgendeine Zahl, diese eineinhalb oder zwei Grad, sondern das ist die Grenze, wo zu befürchten ist, dass wir als Menschen diese Krise nicht mehr aktiv steuern können und dass das sollte nicht, das darf nicht passieren. Und das ist der Grund, wo wir sagen, so weit ist es noch nicht, wir können noch was tun und daher so rasch als möglich, wollen wir da auch etwas umsetzen und das treibt mich an.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, ganz, ganz klar. Wenn dieses Jahr einfach nur ein Jahr wäre und danach ist alles wieder wie vorher. Dann haben wir natürlich die Welt sicher nicht gerettet. Wir haben vielleicht trotzdem was bewirkt. Aber ich habe schon das Ziel oder den Wunsch, dass wir es schaffen, dass dieses Jahr ein Wendejahr wird, dass wir 2022 in eine Richtung gehen, wo merkbar dieses Klimaschutzziele auch erreichbar wird, wo wir tatsächlich eine gesellschaftliche Änderung anstoßen, wo wir Prozesse in Gang bringen, die dann auch weiterlaufen. Ich glaube, dass so ein Jahr der Schöpfung geeignet ist, um sozusagen einmal einen fulminanten Start zu setzen. Wir brauchen wirklich einen fulminanten Start und den brauchen wir nicht erst nächstes Jahr oder übernächstes Jahr, sondern jetzt. Darum denke ich passt gut.

Johannes Tintner-Olifiers: Also ich nehme an, die Frage bezieht sich ein bisschen auf die auf die Institution der Kirche, also die evangelische Kirche sind wir ja irgendwie alle. Und da hat natürlich hoffentlich auch jeder seine privaten persönlichen Ziele. Aber was die Institution betrifft, gibt es natürlich auch sehr, sehr klare Ziele. Also das betrifft letzten Endes das, was, was auch die Bundesregierung vorlegen muss, einen klimaneutralitäts Pfad. Ich muss gestehen, ich Botschafter von Wien, habe auch nicht den Überblick, was hier in ganz Österreich so passiert. Aber was ich wahrnehme ist, dass es jetzt einen starken Fokus auf diesen Energiebereich gibt. Alle Pfarrgemeinden haben ja auch Häuser, Liegenschaften und da wird jetzt konkret gezielt geschaut, wie ist die Energieversorgung dort? Hier werden sehr tolle Energieberatung für die Gemeinden angeboten. Wir haben auch noch gar nicht so wenig Häuser, die noch Ölheizungen drinnen haben. Die müssen sowieso sozusagen sich was überlegen. Und da wird jetzt sehr aktiv unterstützt. Aber ich nehme auch wahr, dass das Engagement ja noch darüber hinausgeht und gehen wird. Es ist nur ein erster Schritt.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, natürlich ist da viel wahres dran. Also wir Menschen sind etwas Schöpfungs Verantwortung betrifft sicherlich kein besonders vorzeigbares Beispiel momentan. Allerdings sehe ich das jetzt als Christ, natürlich auch aus dieser Perspektive, dass wir als Menschen einfach generell, wir sind auch was die Verantwortung unseres Nächsten und unserer Nächsten gegenüber betrifft. Nicht immer vorzeige Beispiele. So sind wir Menschen. Das soll uns antreiben, es besser zu machen. Ich glaube oder ich habe schon den Eindruck, als wären die Richtlinien der Kirchen Institutionen sehr klar. Also gerade was evangelische Kirche, aber auch die katholische Kirche zum Beispiel betrifft, sind die Aussagen bezüglich Klimaschutz ja schon sehr eindeutig. Da wird nicht um den heißen Brei herumgeredet. Was stimmt ist, dass wir operativ, sage ich, Luft nach oben haben. Und ja, wir sind oft achtlos, wir sind oft gedankenlos, wir sind oft faul oder haben andere Interessen. Das ist nicht schön, das müssen wir auch ändern. Aber das ist unsere tägliche Prüfung, sage ich ja. Und das betrifft die Kirche als Institution. Und das betrifft natürlich auch uns alle als Menschen.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, ich bin sehr erstaunt, überrascht und sehr glücklich, dass obwohl das jetzt ja noch nicht sehr lange ist, aber sich schon sehr deutlich abzeichnet, dass sich hier was bewegt. Und zwar in ganz Österreich. Also ich war jetzt auch letzte Woche bei der Auftaktveranstaltung zum Jahr der Schöpfung von den Salzburger und Tiroler Kolleginnen und Kollegen. Und dort ist auch schon wirklich viel an Ideen am Tisch. In Wien haben wir jetzt ganz konkret, ich habe auch ein Ehrenamt Hut in der Pfarrgemeinde in Wien Neubau und dort haben wir auch schon ganz konkret jetzt die ersten Veranstaltungen geplant. Wir haben ein großes Schöpfungsfest am 12. Juni geplant, wo glaube ich sehr spannende auch Workshops stattfinden werden und eine Podiumsdiskussion. Ich möchte gerne auch Formate anstoßen, kleinere Formate, wo wir Menschen auch begleiten, ins Tun zu kommen. Das wär mir wichtig, dass wir nicht nur reden und diskutieren, das ist auch wichtig, aber letzten Endes dann noch ins Tun kommen. Aber ich sehe da schon sehr, sehr positive Zeichen.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, das ist wahrscheinlich die die entscheidende Frage in der ganzen Klima Krisen Diskussion, dass wir einen gesellschaftlichen Wandel zustandebringen, der sozial gerecht ist. Der Klimawandel lässt sich nicht abwählen, der Klimawandel lässt sich auch nicht verschieben. Der findet statt, ob wir das nun wollen oder nicht. Und wenn wir es ignorieren, dann wird sich relativ rasch und in eine relativ ungute Richtung die Situation verändern. Bei uns in Österreich aber global betrachtet in vielen Regionen noch viel schlimmer. Und das ist jetzt genau der Punkt, dass wenn wir uns nicht damit beschäftigen, dann werden wir soziale Schieflagen nicht vermeiden können. Wir haben jetzt schon ein extremes Problem. Das wird dieses kurze Zeitfenster also nunmehr mehr zur Verfügung haben und in wenigen Jahren einen gesellschaftlichen Wandel bewirken müssen, der fundamental in unser tägliches Leben eingreift. Das betrifft auch viele Dinge, die wir als Einzelne nicht alleine ändern können. Energie vom Haus zum Beispiel. Ganz richtig. Wie mein Haus geheizt ist, kann ich als Mieter nicht einfach verändern. Und da wird es auch von von Seiten der Regierung auch Förderungen brauchen oder auch finanziellen Ausgleich. Je früher wir anfangen, uns damit zu beschäftigen, desto eher schaffen wir das. Das heißt, je größer wir die Sorge erkennen, dass wir hier soziale Schieflagen erzeugen werden, umso größer muss auch unser Drang sein, rasch ins Tun zu kommen. Aber das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage: Wie schaffen wir es, diesen gesellschaftlichen Wandel in den Köpfen der Leute so zu gestalten, dass sie nicht einen Wohlstandsverlust erleben und sich das leisten können?

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, das geht sogar noch viel schneller. Es gibt eine die wichtigste Sache und der wichtigste Schritt, den wir alle machen müssen, um Klimaschutz ernst zu nehmen, ist, dass wir uns Zeit nehmen. Daran hapert es in den allermeisten Fällen. Wir haben wenig Ahnung. Nicht weil wir ein gewisses Defizit haben. Wissen ist eigentlich sehr leicht verfügbar. Wer sich Zeit nimmt und sich mit den Themen beschäftigt, der kann viel finden. Wir brauchen Diskussions Formate, um Dinge auch auszusprechen. Und wir brauchen Formate, wo sich Menschen einfach Zeit nehmen. Konkret 1. ihr eigenes Leben auch mit dieser Brille zu betrachten, hier auch sozusagen den Status quo zu erheben, sage ich mal. Und dann auch zu überlegen wo kann ich oder möchte ich etwas tun? Und dann ist es meistens bereits ein Prozess, der sozusagen Füße bekommt, wie man so schön sagt. Und die Bandbreite, wo wir uns bewegen müssen, ist das ganze Leben. Also das ist Konsum, das ist Mobilität, das ist Energie, das ist unsere Freizeit, das ist unsere Arbeitssituation. In all diesen Bereichen gibt es Schrauben, an denen wir drehen können. Manche tun uns überhaupt nicht weh. Klassisches Beispiel sind diese Lebensmittel Abfälle. Keiner schmeißt gerne Lebensmittel weg. Wir tun’s aber trotzdem, weil wir nicht drüber nachdenken. Und wenn wir uns alleine Zeit nehmen, haben wir bereits den wichtigsten Schritt gemacht.

Johannes Tintner-Olifiers: Nein, also das kann ich glaube ich ganz klar mit Nein beantworten. Man muss sich ja nicht evangelisch sein, um Klimaschutz zu betreiben. Und auch die Angebote, die ich jetzt wahrnehme, die in der evangelischen Kirche heuer gesetzt werden, sind sicherlich nicht nur für evangelische Menschen. Es gibt eben eine Reihe von von Veranstaltungen. Es gibt ja diese Seite zum Jahr der Schöpfung auf evang.at und dort werden die Veranstaltungen der einzelnen Gemeinden oder Institutionen auch eingetragen. Wenn das noch nicht der Fall ist, kann man auch ganz gezielt einfach nachfragen. Man kann entweder im Klima Referat oder bei den Umwelt Beauftragten oder auch bei uns Schöpfungs, Botschafterinnen und Botschaftern einfach fragen. Unsere von den Schöpfungs Botschaft und Botschafter sind die E-Mail-Adressen auf der Homepage gelistet. Und wenn man die Augen und Ohren offen hält, dann hoffe ich, dass schon das Angebot auch zu finden ist, ja.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, das ist eine sehr philosophische Frage und wir hören sie in der Wissenschaft gar nicht so selten. Und es ist auch wichtig und gut, wenn man darüber spricht. Tatsächlich ist ja das Verhältnis von Wissenschaft und Kirche nicht immer ganz unentspannt gewesen. Ja, also gerade in der Zeit, wo Wissenschaft sozusagen auch begonnen hat, die Welt zu erklären, war das nicht friktionsfrei. Diese Wissenschaft Skepsis sehe ich jetzt in den Institutionen nicht mehr. Das hat sich, glaube ich, gewandelt. Was ist auf der anderen Seite auch immer gab es ein bisschen die Skepsis der Wissenschaft, was Glaube überhaupt soll? Brauchen wir das überhaupt? Wir können doch eigentlich alles erklären. Ich sehe das als zwei Seiten einer Medaille, die nicht gegeneinander wirken. Wir können erstens einmal nicht alles erklären. Es gibt einfach Grenzen des Beobachtbaren für uns in der Wissenschaft und darüber hinaus können wir keine Aussagen treffen. Und trotzdem nehmen wir wahr, dass es im Laufe der Wissenschaftsgeschichte eben sich gezeigt hat, dass dort noch was ist. Und außerdem, denke ich, bleibt immer auch dieses dieses Grundvertrauen, dass es hier eben einen Gott gibt. Und das kann man eben nur glauben. Aber ich für mich persönlich habe damit ein unglaublich beruhigendes Gefühl. Und daher, ich finde das wirklich sehr spannend, sich das auch selber immer wieder zu überlegen, wo stehe ich als Wissenschaftler, wo stehe ich als Christ? Aber für mich sind es keine sozusagen ausschließende Seiten, sondern eigentlich eben zwei sich ergänzende.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, der Evangelische Arbeitskreis für Umweltfragen, den gibt es ja schon recht lange. Der wird koordiniert oder geleitet von der Umwelt Beauftragten hier in Wien. Von der Andrea Kampelmühler. Wir haben ja zwei, den Ralph Dopheide und Andrea Kampelmühler. Und da wäre natürlich die Andrea die allerbeste Ansprechpartnerin. Aber im Grunde ist der Arbeitskreis dazu da, um die Umwelt Beauftragten in den Pfarrgemeinden auch zu vernetzen. Das ist ja sehr wichtig, dass nicht nur sehr viel passiert auf lokaler Ebene, sondern dass man auch darüber spricht, dass man auch merkt, okay, was passiert wo. Vieles kann man auch vielleicht übernehmen, gegenseitig bewerben. Und was gerade Andrea Kampelmühler auch sehr toll macht, ist diese Vernetzung zu anderen Institutionen. Also die evangelische Kirche ist ja auch mit der Umweltarbeit vernetzt in den Religions4Future. Die wiederum sind vernetzt mit all diesen 4Future Bewegungen, also auch den Fridays. Und das ist auch sehr wichtig. Und das ist auch viel Arbeit, muss man sagen. Also da leisten die Umwelt Beauftragten schon ganz Enormes. Und dieser Arbeitskreis ist eben dazu da, um hier eine Plattform zu bieten, um sich zu vernetzen.

Johannes Tintner-Olifiers: Ich erlebe das ja häufig. Ich erlebe das auch oft auf der Universität, oft bei den Studis. Je mehr man sich mit der Klimakrise beschäftigt, desto düsterer wird die Welt und desto größer sieht man die Gefahr und die Schwierigkeit. Das ist auch nicht wegzudiskutieren. Die Klimakrise ist wirklich eine große. Auf der anderen Seite sehe ich aber gerade in den letzten Jahren noch unglaublich viel Initiativen Engagement. Ich glaube, man muss sich vor Augen halten, in was für einer schnelllebigen Zeit wir eigentlich leben. Wir haben, so schlecht das war, wir haben im Prinzip diese Klimakrise in den letzten 30 Jahren so richtig befeuert. Aber das heißt doch, dass wir eben auch in zehn Jahren sehr wohl als Gesellschaft einen Wandel durchmachen können. Und ich bin ein ewiger Optimist. Wir haben ja dieses eineinhalb Grad Sie noch nicht überschritten. Also es ist noch nicht zu spät, es ist knapp, aber es ist noch nicht zu spät. Und ich sage mal, gerade als Christ habe ich natürlich schon noch ein gewisses Gottvertrauen, dass ich auch glaube, das ist eine Frage des Glaubens. So wie uns Gott auch in unserem Umgang mit den Nächsten letztlich Freiheit lässt, hat er uns auch die Freiheit gegeben, diese Schöpfung zu verantworten. Wir machen das und das ist eigentlich nicht sehr toll oft. Und trotzdem glauben wir, dass Gott uns liebt, dass Gott auf unserer Seite ist. Und darum glaube ich auch, dass das, wenn wir sozusagen unseren Teil beitragen und selber aktiv sind, dann hoffen wir darauf, dass Gott uns da auch noch unterstützt.

Johannes Tintner-Olifiers: Das ist auch ein häufiges Gefühl, dass wir bei vielen sehen und erleben, dass man sich irgendwie ohnmächtig fühlt. Die Klimakrise ist ein sogenanntes Super Wicked Problem, also ein Problem, bei dem es einfach keine einfache Lösung gibt. Wir haben eine sehr, sehr verteilte, auf die ganze Welt verteilte Emission Situation. Es gibt eben nicht und das wird häufig aber dann auch so transportiert. Was bringt es, wenn ich hier in meiner Gemeinde was mache, wenn China doch nichts tut? Die die Aussage stimmt nicht, weil das sehen wir aus unserer Sicht hier so. Das schaut in China ganz genauso nur mit anderen Vorzeichen aus. Jeder chinesische Bewohner kann genauso sagen: Was bringt es, wenn ich was tut, wenn Europa nichts tut und zwar in Wirklichkeit sogar noch viel gerechtfertigter, weil wir in Europa pro Kopf einen höheren Emissionsverbrauch haben. Ich glaube, das wirklich entscheidende Argument ist: Klimaschutz kann Spaß machen. Dieser Systemwandel bringt uns in eine, wenn wir es klug und visionär angehen, in eine deutlich schönere Zukunft. Das heißt, ich habe selber am allermeisten davon, wenn ich mich verändere. Und ich glaube, daher ist es mir dann aus dem Gesichtspunkt heraus auch egal, ob die anderen was machen, weil ich habe persönlich was davon. Das sollte, glaube ich Antrieb sein und das erleben auch viele Menschen, die das schon gemacht haben.

Johannes Tintner-Olifiers: Da spricht auch wieder diese Ohnmacht daraus, dass man irgendwie überfordert ist. Und auf der einen Seite ist das natürlich eine erdrückende Erkenntnis, dass wir sozusagen an jeder, an jedem, mit jedem Schritt, den wir tun, machen wir irgendwie was falsch. Und ja, irgendwo stimmt das schon. Aber ich sehe das schon eher positiv, dass ich sagt, dafür kann ich auch bei jedem Schritt was anders machen. Wir haben auch unglaublich viele Schrauben in der Hand. Manche sind kleiner, manche sind größer, manche sind für uns, für jeden von uns persönlich leichter zu bewegen, andere viel schwerer. Manche glauben, wir können gar nichts bewegen. Ich glaube, wir brauchen einfach mal dort mit den Schrauben anfangen, die sich leicht drehen lassen. Und jeder Mensch hat Schrauben, wo man eigentlich sich leicht verändern kann. Es gab ein ganz schönes Projekt in Baden bei Wien. Das ist Paris – Baden haben sich 20 Familien irgendwie gezielt damit beschäftigt. Wo stehen sie jetzt und wo können sie hin? Und zum einen gibt es einen Rechner im Internet. Ein guter Tag hat 100 Punkte, wo man sein Leben durchleuchten kann. Und das sind auch Familien mit über 400 Punkten gestartet und nicht alle haben 100 Punkte am Ende erreicht. Aber alle Familie, keine ist abgesprungen und alle Familien haben sich verbessert. Jeder hat irgendwo was gefunden, wo man sagt Okay, da kann ich eigentlich was machen und jede Schraube zählt. Also jedes, wenn man es naturwissenschaftlich sieht, jeder, jedes CO2 Molekül in der Atmosphäre hat denselben Effekt. Das ist jenes, das wir einsparen, ist auch ein wertvolles.

Johannes Tintner-Olifiers: Ja, also ich habe es hier am Anfang gesagt: Für mich ist das Jahr der Schöpfung die Möglichkeit, eine Trendwende zu einzuleiten. Und vereinfacht gesprochen, wenn ich im Nachhinein den Eindruck habe, dass dieses Ziel erreicht ist, dann ist es ein gelungenes Jahr, wobei in Wirklichkeit jede Veranstaltung, jedes Formats, und sei es noch so klein, ein Erfolg ist. Wie gerade vorhin gesagt, es gibt nicht die eine große Maßnahme. Das heißt, jede kleine Maßnahme ist wichtig und mit jeder kleinen Maßnahme haben wir einen Schritt getan, auf den ein nächster folgen kann. Und daher für mich ist das Jahr der Schöpfung sowieso schon ein Erfolg, alleine weil es es gibt und weil ich schon merkte, dass hier etwas sich bewegt. Natürlich ist meine Hoffnung, dass sich das sozusagen auch nachhaltig, wie man das im wahrsten Sinne des Wortes hier auch bewährt und dann eben auch in Folge weiter wirkt.

Johannes Tintner-Olifiers: Das ist eine gute Frage und in Wirklichkeit ist sie gar nicht einfach zu beantworten. Das als Wissenschaft würde ich fragen, wie die Rahmenbedingungen dieser Wünsche aussehen. Ich denke konkret für das Jahr der Schöpfung wäre der wichtigste Wunsch, den ich schon habe dass wir wirklich es schaffen, dass wir Menschen bewegen, dass wir wirklich Menschen dazu bringen, sich Zeit zu nehmen, für sich eine positive Entwicklung zu machen und zu sehen Hoppla, Klimaschutz macht Spaß. Und das ist eine sehr, sehr erfüllende Erfahrung für mich, auch wenn ich das merke. Hoppla, das sind die Momente, wo ich sagt Jetzt hat es gepasst, so was, das, das ist genial. Und solche solche Momente wünsche ich mir natürlich. Ganz toll wäre natürlich, wenn ich als Wunsch äußern könnte, wir schaffen dieses eineinhalb Grad Ziel. Die Klimakrise können wir abwenden und wir schaffen es noch dazu, das Klima gerecht hinzubekommen. Vielleicht würde die Fee dann sagen, dass ist schon zu viel. Aber das ist natürlich schon, dass das große Ziel.