20 weihnachtliche Fragen an Pfarrer Johannes Wittich
Danke an alle Hörer*innen für die Fragen! Die Antworten auf die Fragen wurden automatisch transkribiert. Bitte den einen oder anderen Fehler zu entschuldigen! Danke!
Johannes Wittich: Ja, liebe Therese. Zunächst einmal, die Frage nach der Jungfräulichkeit der Maria ist keine biologische, sondern eine theologische. Ich persönlich hätte jetzt kein Problem, wenn jemand sagt, dass Jesus, der Mensch Jesus von Nazareth auf ganz natürliche Art und Weise zustande gekommen ist, so wie jeder von uns auch. Ich denke, diese Vorstellungen von der Jungfräulichkeit der Maria sagt mehr über Jesus aus, über den Beginn seiner Existenz, seines Seins. Nämlich in dem Augenblick, wo er entsteht, ist der Heilige Geist dabei. Und dadurch wird er von Anfang an zum Messias, zum Erlöser, zum Sohn Gottes. Und die Maria ist für mich besonders dadurch, wie sie darauf reagiert, wie sie versucht, dieser Rolle als Mutter des Erlösers gerecht zu werden, wie sie die größeren Zusammenhänge erkennt und dann auch ganz in dieser Rolle aufgeht und da zu einem ganz besonderen und vorbildlichen Menschen wird, der sieht, was die eigene Aufgabe und die eigene Rolle ist.
Johannes Wittich: Also liebe Melanie, mir fällt als Beispiel für einen wirklich guten Adventskalender der ein, den meine Mutter immer verwendet hat. Da gab es hinter jedem Türchen für den Tag ein Advent Lied und sie hat diesen Adventskalender jeden Tag geöffnet. Und dann dieses Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch oder aus einem anderen Gesangbuch gesungen. Das war ihre Art und Weise, wie sie sich auf Weihnachten vorbereitet hat und am Heiligen Abend hatte sie dann nicht einen Haufen von zerwuzelten Schokoladenfolie vor sich liegen, sondern eben eine ganze Reihe von Liedern im Kopf und vielleicht auch den einen oder anderen Ohrwurm, der dann hängen geblieben ist. Und ich denke so ein Ohrwurm eines Advent Liedes ist allemal noch besser als Last Christmas und das kann man sich ruhig mal gönnen.
Johannes Wittich: Die Sache mit dem vierten Advent, an dem heuer auch eingekauft werden kann, das finde ich auch sehr, sehr fragwürdig. Aber ich denke, du hast nichts falsch gemacht, denn ich bin sicher, du hast einen Grund gehabt, warum du einkaufen gegangen bist. Das ist ja auch wirklich sehr knapp mit der Zeit geworden, um noch alle Einkäufe erledigen zu können. Trotzdem ich bin insofern skeptisch. Ich traue der Behauptung, dass es wirklich ganz sicher nur eine Ausnahme sein wird aufgrund von Corona. Ich traue dieser Behauptung nicht so richtig, weil was ganz sicher nur eine Ausnahme ist, das wird dann gerne doch zu einer Selbstverständlichkeit. Und ich denke, wir sollten als evangelische Christinnen und Christen wirklich ganz genau beobachten, ob diese Ausnahme tatsächlich auch eine Ausnahme bleibt
Johannes Wittich: Ich sage es mal ganz ehrlich, liebe Rosalinde, es ist für mich der Weg von der Kirche zurück zu meiner Wohnung, am Heiligen Abend, nach dem letzten Gottesdienst. Diesen Weg gehe ich immer ganz bewusst und auch bewusst langsam. Dann freue ich mich einerseits darüber, wie schön auch dieses Jahr wieder die Gottesdienste zum Heiligen Abend gewesen sind, wie das gemeinsame Feiern auch von mir genossen werden konnte. Und gleichzeitig denke ich mir, das wirklich Schöne, das kommt erst noch.
Johannes Wittich: Lieber Karlheinz, ich denke, gerade zu Weihnachten können wir ruhig auch einmal darauf verzichten, zwischen christlich oder evangelisch und weltlich oder wie du es genannt hast, ohne Bekenntnis zu unterscheiden. Denn das Weihnachtsfest ist heute etwas, was nicht nur von Christinnen und Christen gefeiert wird, wenn es dabei nur ums Geschäft geht. Klar, das finde ich auch mühsam und nicht in Ordnung. Aber wenn Menschen mit einem ganz unterschiedlichen Background von ein und derselben Idee angesprochen werden, von dieser Idee, von Liebe, von Hoffnung, das sollten wir aus christlicher Sicht nicht zu kleinlich sein. Denn übrigens war ja auch im Stall von Bethlehem ein bunter Mix von Menschen versammelt. Und im übrigen war niemand von denen evangelisch.
Johannes Wittich: Völlig richtig, würde ich sagen, lieber Karlheinz. Unsere tiefsten Sehnsüchte sind es, die uns als Menschen verbinden. Und die sind sehr ähnlich, manchmal sogar vollständig gleich. Und wenn an Weihnachten wieder mal so bewusst wird, was unsere tiefen Sehnsüchte sind und womit wir uns dann mit anderen Menschen verbinden können, weil sie eben auch dieselben Sehnsüchte haben, dann finde ich das eine gute Gelegenheit. Wir sollten es auch immer wieder offen zugeben, wie viel uns Menschen um den ganzen Globus herum verbindet. Und wenn wir das wieder mal so ganz bewusst im Vordergrund stehen haben, kommen wir dann vielleicht auch nach Weihnachten wieder ein bisschen besser miteinander aus. Das können die Menschen im nächsten Umfeld sein. Aber das kann vielleicht auch den einen oder anderen Politiker oder Politikerin beeinflussen oder inspirieren, entsprechende Handlungen zu setzen.
Johannes Wittich: Lieber Ludwig, die Welt selbst ist noch lange nicht gerettet und das sehen wir tagtäglich. Das ist immer wieder zu sehen und zu merken. Aber die Botschaft von Weihnachten sagt ja vor allem einmal, dass wir gerettet sind, wir Menschen. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, dann können wir auch ein bisschen mehr zur Rettung dieser Welt beitragen. Diese Welt, da gebe ich dir völlig recht, braucht noch viel an Rettung. Aber vielleicht sind wir diejenigen, die etwas in diese Richtung machen können.
Johannes Wittich: Lieber Erich, ja, der Stress mit dem Geschenke kaufen, das nervt mich auch. Und die Lösung, die ich für mich gefunden habe, ist ganz einfach, ich lasse das Einkaufen meine Frau erledigen. Aber im Ernst, wenn das Jesuskind es nicht mehr überall ins Schaufenster schafft, dann soll das von mir aus so sein. Hauptsache es schafft es in unser Bewusstsein und in unsere Herzen. Und das tut es, wie schon bei einigen Fragen in diesem Podcast gemerkt werden konnte, sehr wohl, wenn wir über die Bedeutung von Weihnachten nachdenken. Das spricht uns ja auch als Erwachsene an. Und da ist dieses Christkind, dieses Christuskind dann ganz plötzlich wieder sehr stark da.
Johannes Wittich:Völlig richtig. In Bethlehem, lieber Ronny, gab es keinen Christbaum. Dieser Brauch mit Tannenzweigen oder gleich mit einem ganzen Baum das Haus zu schmücken, das haben wir wahrscheinlich von den alten Germanen übernommen. Die haben das zur Wintersonnenwende gemacht. Der Christbaum ist übrigens nach Wien durch eine evangelisch reformierte gekommen, durch Henriette von Nassau-Weilburg. Die war die Frau von Erzherzog Karl, einem Habsburger, und sie war reformiert, durfte auch reformiert bleiben und hat aus ihrer Heimat diesen Brauch des Christbaums mitgebracht. Und weil das den anderen Wienerinnen und Wiener so gefallen hat, ist das bald sozusagen Mode geworden. Man macht ja gerne mal das, was die Celebrities einem vormachen. Im Übrigen gibt es jedes Jahr in der reformierten Stadtkirche, in der Dorotheagasse in Gedenken an Henriette von Nassau-Weilburg einen Henrietten Markt.
Johannes Wittich: Liebe Jacqueline, dass Gott endlich etwas tun soll, das wünschen sich Menschen eigentlich schon immer. Das gehört irgendwie zum Menschsein dazu. Es ist eben nicht so, wie es sein sollte und da ist der Wunsch immer groß, wenn ich nicht etwas verändern kann, dann sollte doch Gott etwas verändern. Allerdings ich würde in Anlehnung an ein Zitat von John F. Kennedy auch sagen: Frage nicht immer danach, was Gott für dich tun soll. Frage vielmehr danach, was du für diese Welt tun kannst. Das löst zwar nicht alle Probleme, aber vielleicht ist das eine Perspektive, die Hoffnung macht, dass wir es in der Hand haben, etwas zu verändern. Und manchmal haben wir mehr in der Hand, als wir glauben. Das ist übrigens eine ziemlich reformierte Idee, dass wir in dieser Welt gestalten können und etwas erreichen können und etwas machen können. Aber eine reformierte Idee heißt ja noch lange nicht, dass sie nicht auch von vielen anderen Christinnen und Christen geteilt werden kann.
Johannes Wittich: Ehrliche Frage. Ehrliche Antwort, liebe Maria. Über weite Strecken finde ich die Adventszeit mühsam. Ein inzwischen schon pensionierter Wiener reformierter Pfarrer hat einmal den schönen Satz geprägt: Wenn ein Pfarrer einem anderen Pfarrer schöne Weihnachten wünscht, dann kann das nur ironisch gemeint sein. Es ist nicht so schlimm, keineswegs, aber es ist eine fordernde Zeit. Und wie ich schon gesagt habe, der schönste Moment ist für mich am Heiligen Abend, wo ich als Pfarrer zurückschauen kann und feststellen kann, wie schön es auch heuer wieder gewesen ist. Und zwar so schön, wie ich es mir manchmal nicht hätte vorstellen können. In der Vorbereitung des Heiligen Abend. Aber wenn es dann doch gelingt, dann hat sich gelohnt.
Johannes Wittich: Lieber Thomas, ich wäre auch dabei, ist eine wirklich gute Idee! Für Silvester gibt es ja schon etwas ähnliches mit der Aktion Brot statt Böller. Und da geht es ja nicht nur darum, auf die Knallerei zu verzichten, sondern auch darum, durch das ersparte Geld etwas für einen guten Zweck zu spenden. Und ich denke, der Versuch ist es auf jeden Fall wert, dass auch an Weihnachten zu tun. Auch wenn dann vielleicht der eine oder die andere ein bisschen gekränkt ist, dass du ihr nichts geschenkt hast. Aber ich denke, das kann man sich erklären und vermitteln und dann auch Verständnis dafür bekommen.
Johannes Wittich: Ja, Benjamin, ich gehe auch einmal davon aus, dass das Baby in der Futterkrippe in Bethlehem mit diesem Geschenk absolut nichts anfangen konnte. Myrrhe ist ein aromatisches Gummi Harz, sehr teuer. Es wurde als Duftstoff für die Salbung von Königen eingesetzt oder auch für das Einbalsamieren von Toten. Ich denke in der Weihnachtsgeschichte kommt die Myrrhe vor, um die Exklusivität dieser Geschenke, die die Waisen mitbringen, zu verdeutlichen. Meine Empfehlung allerdings an Josef und Maria: Nehmt die Myrrhe, verkauft sie um gutes Geld und kauft dem Kind etwas nettes und kindgerechtes.
Johannes Wittich: Liebe Nina, dein Religionslehrer ist sicher ein gescheiter Mensch, aber er kann leider auch nicht mehr wissen als das, was eben bekannt ist. Und wir kennen nun kein genaues Geburtsdatum von Jesus. Wir können es nur ungefähr vermuten. In alten Zeiten, in der frühen Christenheit hat man das Problem halt dann so gelöst, dass man den Geburtstag von Jesus auf den 25. Dezember gelegt hat. Die Chance, dass das stimmt, liegt aber leider nur bei 1 zu 364. Ich denke, das ist aber grundsätzlich auch egal, denn Hauptsache wir feiern den Geburtstag und haben einen Tag, um ihn zu feiern.
Johannes Wittich: Lieber Songild, ich bin ja selbst ein Pfarrers Kind und kann daher aus langjähriger Erfahrung sagen, irgendwann am Heiligen Abend findet sich dann doch noch die Zeit zum Auspacken. Aber das ist dann davon abhängig, wie eben die Familie oder im Speziellen der Vater eingesetzt ist. Allerspätestens nach dem allerletzten Gottesdienst und dann gilt, so viel Zeit muss sein.
Johannes Wittich: Ganz einfach und schnell erklärt lieber Kurt, die Christvesper ist am späten Nachmittag oder frühen Abend und die Christmette ist zu Mitternacht oder kurz davor. In manchen Kirchen auch kurz danach. Eben zwei Gottesdienste am Heiligen Abend zu unterschiedlichen Zeiten.
Johannes Wittich: Ich denke, liebe Sybille, Weihnachten lebt von der knackigen Botschaft, dass es Hoffnung für die Welt gibt. Dass der Erlöser als kleines Kind geboren wird. Mit diesen Bildern sind so viele positive Gefühle verbunden und diesen Gefühlen kann man sich wohl kaum entziehen. Das macht wahrscheinlich die Attraktivität von Weihnachten und auch die Attraktivität von Weihnachtsgottesdiensten aus. Auch wenn man vielleicht in der Kindheit und Jugend auch schon oft im Gottesdienst gewesen ist an diesem Tag und gerne auch wieder diese Gefühle in Erinnerung ruft oder auch wieder hervorholen möchte. Im Lied Stille Nacht finde ich, wird das sind Text und Melodie einfach gut rübergebracht. Und schön, dass du das jetzt auch so empfindest.
Johannes Wittich: Ja, liebe Berta, ich nehme an, Sie haben das auch gemerkt, dass das keine einfache Frage ist, wie das Fest unter diesen Umständen gefeiert werden kann. Und ich glaube, dass wir als evangelische Gemeinden vielleicht doch noch unsere Angebote am Heiligabend erweitern sollten, also mit zum Beispiel einem Weihnachtsessen nach dem Gottesdienst am Heiligen Abend, damit die, die sonst alleine wären, auch noch ein wenig Gemeinschaft haben. Im Moment ist das natürlich doch Corona recht schwierig und kaum zu machen. Aber in jedem Fall hoffe ich, dass Sie, liebe Berta, einen schönen Weihnachtsgottesdienst für sich finden. In evangelischen Kirchen, einigen evangelischen Kirchen könnten Sie übrigens auch Ihre Roxie mitnehmen. Das ist durchaus möglich.
Johannes Wittich: Ja, ich mache mir das, ich mache es mir da ganz einfach. Ich wünsche mir einfach nichts zu Weihnachten. Und wenn dann etwas kommt, freue ich mich vor allem an der Überraschung, weil ich eben nicht wusste, was kommt und auch nichts erwarten konnte. Ansonsten Wünsche habe ich keine. Das ist wahrscheinlich auch ein Privileg, weil es mir einfach gut geht
Johannes Wittich: Da bin ich ganz traditionell, liebe Lydia, es ist Lukas, Kapitel 2 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging. Ich finde einfach, besser geht’s nicht. Das ist die Weihnachtsgeschichte schlechthin. Und in der ist alles drinnen, was es braucht.