Glaubensfragen

20 Fragen an Landessuperintendent Thomas Hennefeld und Superintendent Stefan Schröckenfuchs

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Stefan Schröckenfuchs: Superintendent kommt zunächst einmal wörtlich übersetzt ist er ein Aufseher, einer, der die Aufsicht hat. Bei uns in der evangelisch-methodistischen Kirche geht es hier darum, dass man für ein Gebiet, das einem zugeteilt ist, den Dienst der Kirche und der Mitarbeitenden beaufsichtigt in Stellvertretung des Bischofs. Der Superintendent wird bei uns nämlich nicht gewählt, sondern er wird vom Bischof eingesetzt als Stellvertreter. Das ist bei euch ein bisschen anders.

 

Thomas Hennefeld: Genau. Außerdem gibt es in Österreich keinen Superintendenten, sondern nur einen Landessuperintendenten. Das war früher anders. Vor dem Krieg waren das noch Superintendenten und dann, wo es die Landeskirche gegeben hat, analog dazu den Landessuperintendenten. Es ist ein bisschen anders als bei den Methodisten, weil der Landessuperintendent ist die so etwas wie ein Primus inter pares, der nach innen her darum sich kümmert, dass die Gemeinden in Frieden leben und miteinander auskommen und nach außen die Kirche vertritt, wie andere leitende Geistliche der Kirchen das auch tun.

Thomas Hennefeld:  Ja, das ist eine interessante Frage, weil ich habe mir ja auch immer wieder diese Frage gestellt. Ich habe eigentlich in der Schulzeit interesse gehabt am Religionsunterricht mit guten Religionslehrer, Lehrerin und habe dann Theologie angefangen zu studieren, aber nicht mit dem Ziel, Pfarrer zu werden, sondern eher aus Interesse an der Wissenschaft, an der Theologie, an der Philosophie. Und es war eigentlich erst im letzten Drittel des Studiums, dass ich mir das vorstellen konnte. Wobei ich parallel immer auch in der Gemeinde gearbeitet hab, mit Konfirmanden, mit Jugendlichen, was aber da eine Rolle gespielt hat: ich habe verschiedene Ferialjobs gehabt und da bin ich mit Menschen ins Gespräch gekommen, die dann zu seelsorgerlichen Gesprächen geführt haben. Und das hat mich irgendwie darin bestärkt, dass das durchaus ein Weg wäre und der hat sich immer weiter verfestigt, sodass ich dann am Ende des Studiums entschlossen war, ins Pfarramt zu gehen.

Stefan Schröckenfuchs: Ich war auch als Kind immer in unserer Kirche, in unserer Gemeinde mit dabei, selbstverständlicher Teil und aktiv. Es ist bei uns so, dass wir unsere Kinder nicht so automatisch mit 13, 14 konfirmieren, sondern ein bisschen später gibt es die sogenannte Aufnahme in die bekennende Mitgliedschaft. Die hat schon einen ähnlichen Charakter, aber wir noch ein bisschen höher, bewusster zu einem späteren Zeitpunkt gefeiert. Und wie mein Pastor mich gefragt hat, ob ich mich in die bekennende Mitgliedschaft aufnehmen lasse, hat das was in mir ausgelöst, dass ich mir gedacht habe, ja, es ist eigentlich selbstverständlich und klar, dass ich zur Kirche gehört. Aber was heißt das jetzt, wenn ich das so öffentlich ausspreche und verspreche? Das war dann ein Prozess von zwei Jahren, bis ich mich dann endlich aufnehmen habe lassen und ich immer gedacht vielleicht ist die Frage damit erledigt, aber das war sie nicht. Es war immer so die Frage: Wo ist mein Platz in der Kirche? Und warum ist es mit der Verbindlichkeit so ein hohes Thema bei mir? Irgendwann habe ich dann erst, wenn ein Pastor und später andere Gemeindemitglieder gefragt, vielleicht ist mein Weg doch der, dass ich in der Kirche arbeiten sollte. Und die haben das alle gesagt: ja, das sehen wir sowieso so, oder jetzt, wo du es sagst und dann habe ich mir erst, wie es bei uns üblich ist, ein Gemeinde Praktikum gemacht, dann das Theologiestudium. Dann bin ich in die Probezeit ins Vikariat gegangen. Irgendwann war der Tag, wo ich wusste morgen wirst du ordiniert, jetzt musst ich endgültig die Entscheidung treffen. Es hat sich einfach immer bestätigt, dieser Weg und es ist auch irgendwo schön.

Thomas Hennefeld: H.B. bedeutet Helvetisches Bekenntnis, also nicht Habsburger Bekenntnis, wie manche meinen, weil ja die Kirche in der Habsburgermonarchie entstanden ist. Helvetisches Bekenntnis, abgeleitet vom zweiten helvetischen Bekenntnis. Und das ist eine der Bekenntnisschriften, auf die Pfarrer und Pfarrerinnen noch heute noch ordiniert werden.

Thomas Hennefeld: Also ich sollte das hier kurz beantworten. Es sind im Grunde drei Bereiche. Das eine ist die Struktur, das die reformierte Kirche noch eine flachere Hierarchie hat als die lutherische Kirche. Das zweite, an den Gebäuden kann man es gut sehen. Wir haben das Bilderverbot, auch wenn das jetzt manchmal auch ein bisschen aufgeweicht ist. Gott ist nicht in dem Bild zu fassen und es waren die reformierten Reformatoren, die dafür gesorgt haben, dass die Bilder aus der Kirche entfernt werden und dass diese Tradition gibt es bis heute. Und dann gibt es Unterschiede in der Theologie. Im 16. Jahrhundert haben sich ja die Reformatoren, vor allem Luther und Zwingli, da eigentlich darüber zerstritten und sind nicht einig geworden. Und dass dieser bis ins 20. Jahrhundert gegangen, hauptsächlich in der Abendmahlesfrage und also Abendmahl. Ich glaube, es war der Voltaire, der das so auf den Punkt gebracht hat: die Katholiken essen Gott, die Reformierten essen Brot und die Lutheraner essen Brot mit Gott. Das ist das jetzt etwas pointiert, vereinfacht gesagt. Aber man muss dazu sagen, dass die Gemeinsamkeiten heute wesentlich größer sind als das, was sie trennt.

Thomas Hennefeld:  In Wien gibt es drei Gemeinden, die Gründungsgemeinde eben bald nach dem Toleranzpatent ist die reformierte Stadtkirche, die Stadtgemeinde und im 20. Jahrhundert sind aus dieser Stadtgemeinde Predigtstationen entstanden, die dann zu selbständigen Gemeinden geworden sind. Das ist Wien-West, wo ich selber Gemeindepfarrer bin und Wien-Süd eben im Süden von Wien.

Stefan Schröckenfuchs: Diesen Namen haben wir uns tatsächlich nicht selbst ausgesucht, sondern der ist in der Zeit der Entstehung der methodistischen Bewegung eigentlich als Spottname für eine Gruppe verwendet worden, es war eine Gruppe von Studierenden, die in England ganz besonders versucht haben, ihren Glauben zu leben. In einer Zeit, wo es womöglich nicht unbedingt alle Studenten damals so ganz ernst genommen haben, haben sich ganz konsequent einerseits ihre Frömmigkeit gelebt im Sinne von Bibellesen, Gottesdienstbesuch, Abendmahl, all diese Dinge. Und zusätzlich und das war vielleicht noch das besonders Überraschende in der Zeit mit sehr hohem sozialen Engagement verbunden. So würden wir heute sagen, sie haben die Kranken besucht,  sie haben Menschen in Gefängnissen, die insbesondere in Schuldgefangenschaft waren, besucht. Sie haben Sonntagsschule für Kinder angeboten und solche Dinge. Und da haben andere sie gesagt, na das ist ja ein komischer Club. Holy Club of the Methodist, der fromme Club von denen mit den eigenartigen Methoden, seil sie Dinge so konsequent methodisch gemacht haben. Es ist geblieben. Eine Methode steckt das auf dem Weg sein. Und ich glaube, das ist auch ganz typisch für uns, dass wir den Glauben eher so es in den Lebensweg, wie ich das Leben gestalte, sehen. Ich bin ganz zufrieden damit heute.

Stefan Schröckenfuchs:  Also der herausragende Unterschied ist, würde ich sagen, wieder das Strukturelle, dass wir als evangelisch-methodistische Kirche nicht Landeskirche sind, sondern wir sind Teil einer Weltkirche. Die United Methodist Church, die glaube in ungefähr 180 Ländern der Welt, wenn ich das richtig im Kopf habe oder vielleicht ein bisschen weniger vertreten ist. Das heißt, unsere viele Dinge werden gemeinsam demokratisch international erarbeitet, entweder in Europa oder in der Generalkonferenz für die ganze Welt. Und diese große internationale Verbundenheit ist etwas, was uns da womöglich am meisten unterscheidet und was, was mir besonders sehr wichtig ist. Ein anderer Unterschied ist natürlich auch die Entstehungsgeschichte und damit, in welcher Zeit, in welchem Setting wir großgeworden sind, war eben 18. Jahrhundert. England Zeit der industriellen Revolution, aber auch Zeit der Aufklärung. Und ich denke, so etwas von diesem aufklärerischen Denken findet man in der DNA unserer Kirche schon sehr stark. Ein Satz von John Wesley, der mir immer wieder sehr wichtig ist, ist dieses Denken und Denken lassen. Jeder trägt ein Stück weit Verantwortung für das, was er selbst glaubt. Jeder möge auch denken, in der Theologie müssten wir auch wieder eher in Feinheiten gehen, was uns vielleicht noch unterscheidet ist, wir sind nicht aus einem Lehrstreit entstanden und haben auch keine konfessionellen Lehrtschriften, kein Bekenntnis in dem Sinn, sondern ein soziales Bekenntnis, aber nicht ein theologisch lehrmäßiges.

Stefan Schröckenfuchs: Wir haben auch wieder drei Gemeinden. Es sind zwei deutschsprachige und eine englischsprachige, sehr internationale Gemeinde. Es gibt auch noch eine koreanische methodistische Gemeinde. Die gehört aber zur Korean Methodist Church und nicht zur United Methodist Church. Aber da teilen wir zumindest die Räume.

Thomas Hennefeld: Ja, also weitgehend trifft das auch für die H.B. Kirche zu. Die reformierte Kirche, die ja in der Reformation genauso wie die lutherische Kirche entstanden ist und die methodistische Kirche wesentlich später, ebenso für die  Struktur. Wobei bei der Struktur ich habe schon vorher gesagt in flachere Hierarchie. Es sind die Gemeinden sehr sehr selbstständig. Es gibt eine starke Gemeindeautonomie und gleichzeitig sind Leitungsämter sowohl geistlich als auch weltlich in den Gemeinden verankert. Und sonst denke ich gibt es, verhält sich das ähnlich wie zur lutherischen Kirche, wobei in der Schweiz ja reformierte und methodistische Kirche auch strukturell enger zusammen gebunden sind.

Stefan Schröckenfuchs:  Ich würde es auch wieder so sehen, dass uns viel mehr miteinander verbindet, dass das ist mit den Unterschieden manchmal gar nicht so leicht ist. Nachdem wir als Methodisten ja so sowohl auf die Reformierte wie auch auf die lutherische Tradition aufbauen, sind ja einfach doch historisch deutlich später entstanden, sind beide Einflüsse mit hinein in unsere Identität und Theologie gekommen ist. Das Abendmahls Verständnis bei uns ist sicher Stück näher der lutherischen Tradition. John Wesley hat sich mit mit Calvinisten wohl immer wieder sehr kritisch mit dem Prädispositionverständnis, intensiv auseinandergesetzt oder oder manchmal auch gestritten, würde ich sagen. Aber das sehen wir in dem Bereich, wo man schon sehr tief in die Theologie hineingehen muss, damit wir diese Diskussionen heute auch verstehen.

Thomas Hennefeld: Ja, beide. Also das ist ja eigentlich das Typische in der reformierten Reformation, dass man das nicht so klar personell zuordnen kann. Und ich glaube, die Reformatoren hätten auch keine Freude zu hören, dass es heute Zwinglianer oder Calvinisten gibt. Aber die reformierte Kirche in Österreich ist sozusagen aus beiden Einflüssen entstanden aus der Zürcher Reformation und aus der Genfer Reformation. Auch andere Reformatoren haben eine Rolle gespielt, aber die waren prägend besonders. Und in Zürich war das Zwingli, aber auch dann der Nachfolger Heinrich Bullinger, der die Reformation konsolidiert hat. Und in Genf weiß Calvin, der eigentlich ein Reformator der zweiten Generation war. Und zusammengefunden haben sie in der Schweiz im Consensus Tigurinus, 1549. Daraus hat sich dann die reformierte Landeskirche in der Schweiz gebildet. Und analog dazu reformierte ist die reformierte Kirche in Österreich entstanden, das heißt aus beiden Einflüssen. Und beide sind eigentlich heute wichtig, sowohl theologisch als auch sozialpolitisch.

Stefan Schröckenfuchs:  Ja, es gibt bei uns auch einen Kirchenbeitrag. Es ist einerseits so, dass ich habe vorher von der Aufnahme in die bekennende Mitgliedschaft gesprochen, wo man tatsächlich auch das Versprechen mit unter gibt, die Kirche durch Gebet, Mitarbeit und regelmäßige Gaben zu unterstützen. Das ist so auch ein Ausdruck dieser Verbundenheit. Wir tragen die Kirche gemeinsam. Es gibt einen gewissen Sockelbeitrag, den wir im Grunde von all unseren Mitgliedern erwarten und sehr viele gehen aber auf freiwilliger Basis darüber hinaus. Als kleine Kirche sind wir auf Großzügigkeit angewiesen unserer Mitglieder. Dankbarer Weise, wir haben jetzt gerade 150 Jahre gefeiert und es gab in unserer Kirche auch eine besonders große Gönnerin würde ich sagen, die Baronin von Langenau, die auch Liegenschaften schon vor über 120 Jahren für unsere Kirche angeschafft hat, und ein Teil unserer Kirchenfinanzen kommt auch daraus, dass wir die bewirtschaften, vermieten, wobei wir das ganz bewusst im Bereich des sozialen Wohnbau ausmachen oder Wohnraumvermietung. Aber ganz aus den Mitgliedsbeiträgen alles zu tun wäre wohl schwierig.

Thomas Hennefeld: Das ist so wie bei den Lutheranern. Wir haben hier eine gemeinsame Kirchenverfassung. Wir haben keine gemeinsame Kirchen Beitrags Ordnung und finanzieren uns genauso über den Kirchenbeitrag wie die lutherische Kirche. Bei der Einhebung gibt es da und dort Unterschiede. Es ist so, dass alle Gemeinden, oder jede Gemeinde erhebt für sich den Kirchenbeitrag ein und zahlt dann eine, eine bestimmte Quote an die Gesamtkirche, an den Oberkirchenrat und dort werden dann die Gehälter auch bezahlt. Also man könnte sagen die neuen Gemeinden, die zur reformierten Kirche gehören, sind so etwas wie kommunizierende Gefäße. Aber prinzipiell ist Kirchenbeitrag wird genauso wie in A.B. Kirche eingehoben.

Thomas Hennefeld: Ja, wir haben ja 2019 ein Zwingli Jahr ausgerufen. Anlässlich des Beginns der reformierten Reformation in Zürich, durch Ulrich Zwingli. Und man könnte sagen, dass das Wurstessen sozusagen ein ganz markantes Datum war, mit dem dann so wie beim Thesenanschlag Luthers in Wittenberg einiges in Bewegung gekommen ist. Dieses Wurstessen war in Zürich ein Riesenskandal. Es war in der Fastenzeit, wo Zwingli ganz bewusst in der Druckerei Froschauer, mit dem er befreundet war, ein Wurstessen veranstaltet hat, um die die Verlogenheit, die Heuchelei und die Doppelmoral der bestehenden Kirche aufzuzeigen. Wobei er so schlau oder zurückhaltend war, selber am Wurstessen nicht teil zu nehmen, sondern war nur anwesend, hat aber anschließend eine Predigt über das Wurstessen gehalten, in dem Sinn, dass jeder fasten soll, wenn er fasten möchte. Und der, der nicht fasten möchte, soll nicht fasten. Und das hat also damals in Zürich einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Also eine Provokation, ein Skandal, um aber etwas in Bewegung zu bringen und zu reformieren.

Thomas Hennefeld:  Also ich weiß nicht, ob es immer etwas zu lachen gibt. Das kann einerseits damit zu tun haben, dass Reformierte da immer sehr bodenständig sind und kein Problem haben, alles mögliche Weltliche auch mit einer Selbstverständlichkeit mit einzubinden. Das kann auch damit zu tun haben, mit einem besonders begnadeten Prediger, dem Peter Karner, der lange Zeit Pfarrer der reformierten Stadtkirche war und Landessuperintendent. Und da waren manche Predigten kabarettistisch oder fast wie ein Kabarett. Wir nehmen das ganz locker. Und bei mir ist es so, dass manchmal gibt es etwas zum Schmunzeln, manchmal zum Lachen, manchmal auch nicht. Also das soll ja nicht inszeniert sein, aber das Lachen ist durchaus etwas Göttliches und insofern hat das auch Platz in der Predigt.

Stefan Schröckenfuchs: Der erste Teil ist ganz richtig, dass wir wirklich die Dienstazuweisungen vom Bischof, oder wenn es eine Bischöfin gibt und von der Bischöfin kriegen. Der Dienstort wird da zugewiesen und man wird nicht gewählt. Es kann mir als Pastor in Österreich jetzt nicht passieren, dass ich nach Afrika oder Deutschland gesandt werde gegen meinen Willen, sondern dass es innerhalb der jährlichen Konferenz, also Synodalgebiet, bei uns ist es innerhalb Österreichs wird es immer eine Gemeinde sein. Das ist ein Stück weit das gegenseitige Versprechen. Es gibt auch seitens der Kirche eine Dienstzuweisungspflicht, wenn man das so nennen will. Ich habe ein Anrecht darauf, eine Dienstzuweisung zu kriegen, außer ich lass mir was ganz Schlimmes zuschulden kommen, aber ansonsten muss mir die Kirche immer eine geben., dafür lasse ich mich senden. Und es hat auch zu tun mit unserem Amtsverständnis oder Dienstverständnis, dass wir es Pastorinnen und Pastoren uns tatsächlich seine Dienstgemeinschaft, also den Bund der Ordinierten zu nennen, würde es sogar verstehen, die gemeinsam den Dienst an einem Dienstort, also in dem Fall Österreich tun. Und einer muss sich letztenendes entscheiden, wer wohin geht. Aber es ist ohne Wahlen und es wird jedes Jahr erneuert. Und eben auch der Auftrag Superintendent zu sein ist auch eine Dienstzuweisung, die der Bischof, die Bischöfin in einem anderen Jahr auch jemanden anderen geben kann.

Thomas Hennefeld:  Ja, es gibt, es gibt viele Gemeinsamkeiten. Was man sagen kann, was vielleicht ursprünglich anders war, weiß nicht ob das für heute noch zutrifft, ist, dass die Predigt ganz im Mittelpunkt steht. Also, es ist, wenn man so will, ein eher schlichter Ablauf mit Liedern, mit Gebet, mit der Predigt im Zentrum, dem Vater unser. Wobei wir Unser Vater sagen, mit dem Segen, also schlicht. Aber die Predigt ist ganz im Zentrum. Und das hat natürlich Vor- und Nachteile. Wenn die Predigt schlecht ist, nichts heißt, dann ist das, trifft das auf den ganzen Gottesdienst zu. Wenn die Predigt gut ist, dann kommen die Leute auch gestärkt oder nachdenklich aus dem Gottesdienst. Ich sag für mich ist am schönsten nicht, wenn die sagen: Ja, das war eine tolle Predigt, das hat mir gefallen, sondern das hat mich zum Nachdenken gebracht. Das hat mich inspiriert. Da werde ich, werde ich weiter darüber nachdenken. Wobei ich schon sagen muss, trotzdem, auch wen die Predigt im Zentrum steht, ist es mir wichtig, dass der Gottesdienst eine Gesamtkomposition will, also ein Gesamtkunstwerk ist, also Texte auch aufeinander abgestimmt sind. Lesungtext, Predigttext, Lieder, die Inhalte der Lieder, das soll alles irgendwie ineinander greifen.

Stefan Schröckenfuchs: Also ich bin der klaren Meinung, dass die Methodisten keine Freikirche sind. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass die meisten Freikirchen und ich glaube alle Kongregationalistisch verfasst sind, dass die Gemeinden für sich selbst entscheiden, wie sind eine connexionale Kirche, also diese weltweit verbundene Kirche mit einer gemeinsamen Kirchenordnung und mit diesem Konferenzsystem mit Bischof oder einer Bischöfin, die da eine Aufsichtsfunktion hat, nicht dasselbe hierarchische natürlich wie in der römisch katholischen Kirche, aber da ist ein sehr deutlicher Unterschied. Ein anderer Unterschied ist, dass in den meisten Freikirchen doch die Erwachsenentaufe, wenn nicht ausschließlich dann, so doch sehr vordringlich angewandt wird. Wir taufen in der Regel kleine Kinder wie es in der lutherischen und der reformierten Tradition auch üblich ist. Und ich glaube auch, dass wir in unseren Gottesdiensten häufig eine deutlich klarere Liturgie haben, als es in vielen Freikirchen ist. Dass in Deutschland, die EMK als Freikirche gilt oder sie sich auch selbst so versteht, hat eher was damit zu tun, wie sich die Landeskirchen, besonders die evangelischen Landeskirchen, verstehen. Die sagen halt wir sind die Evangelischen und alle anderen sind Freikirchen. Und dann bleibt für die Methodisten, die nicht typisch Freikirche sind, wenig anderer Platz, als sich da zu identifizieren. Aber ich finde es schwierig. Ich bin sehr froh, dass wir in Österreich da ganz andere Beziehung haben. Und die sind über die letzten Jahrzehnte einfach auch viel stärker gewachsen. Das ist wirklich etwas, worüber wir froh und dankbar sein können.

Thomas Hennefeld: Ja, also ein Landessuperintendent, wie in Superintendent, hat denn eine Aufsichtsfunktion über die Gemeinden, das Visitationrecht. Er hat die Aufgabe, sich um das Wohl der Gemeinden zu bemühen. Mit den Kolleginnen und Kollegen, sind ja eben auch Kollegen, weil ich auch selber als Gemeindepfarrer bin, Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen Gespräche zu führen und soweit darauf zu achten, dass das Gemeindeleben in den Gemeinden funktioniert.

Thomas Hennefeld:  Also ich denke, es gibt vieles, was sie verbindet und das was sie auch gemeinsam machen. Das ist ja in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch noch stärker geworden. Also jetzt reformierte Kirche. Gerade in Wien haben wir seit Jahrzehnten einen einen regen Austausch, Kontakt,  einen regen Kanzeltausch. Also das heißt nicht, dass die Kanzel getauscht wird, sondern dass Prediger, Predigerin, in der jeweils anderen Kirche den Dienst versieht. Und als drei Kirchen haben wir seit mehreren Jahren verschiedenste Projekte, Dinge, die wir gemeinsam vorbereiten, organisieren und durchführen, wie den Reformationsempfang, der ursprünglich Reformationsempfang der evangelischen Kirche A.B., dann A.B. und H.B. und dann eben sind die Methodisten dazugekommen. Das hat vieles bewirkt auch. Es ist die Pfarrer*innen Tagung, die wir einmal im Jahr durchführen, die auch schon seit einigen Jahren gemeinsam vorbereitet wird. Und da entsteht einfach auch viel, viel Austausch. Und da merken wir, wie viel wir auch gemeinsam haben.

 

Stefan Schröckenfuchs: Wir sind ja auch verbunden in der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa. Das bedeutet, dass wir uns unsere Kirche sein gegenseitig vollumfänglich anerkennen, bis hin, dass jeder Dienst wechselseitig in den anderen Kirchen möglich ist. Wir teilen miteinander, dass wir auf der Grundlage des reformatorischen Erbes stehen, die Bedeutung des Vorgangs der Gnade und dass es Gott unser seiner freien Gnade heraus rettet, liebt, annimmt. Also theologisch sind wir ganz eng und tief miteinander verwurzelt und wir leben ist in den letzten Jahren auch immer mehr.

Stefan Schröckenfuchs:  Ich habe einen kleinen Garten. Entschuldige, dass ich kurz vor dränge. Ich habe einen kleinen Garten und da ist nicht Platz für so wahnsinnig viele Blumen. Aber ich freue mich doch, dass es nicht nur eine Art von Blume gibt, sondern mehrere verschiedene. Und das ist einfach der entscheidende Punkt. Es gibt ganz viele Dinge, wo wir zusammenarbeiten und das ist auch gut und richtig so. Religionsunterricht zum Beispiel. Oder dass wir oft mit einer Stimme nach außen hin sprechen, uns zu Wort melden, weil wir da es wichtig ist, dass wir mehr sind. Aber wir würden was verlieren, wenn wir die eigene Identität aufgeben, weil jede von unseren Kirchen etwas einzubringen hat, dass das Gesamtbild reicher macht. Und wir werden ärmer, wenn es nur eine gebe, sondern die, die eigene Tradition zu bewahren, ohne damit die des anderen infrage stellen zu müssen, sondern sich durch die andere bereichert fühlen. Das ist das große Geschenk.

Thomas Hennefeld: Du hast das wirklich so ähnlich auf den Punkt gebracht. Und das gilt nicht nur für die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, die ja wirklich dieses Konzept haben, Einheit in Vielfalt. Das gilt auch für die Ökumene. Und das ist mein Ökumeneverständnis, dass jede Tradition, die eine Berechtigung hat, dass wie auch das Rad nicht zurückdrehen können und dass wir eigentlich froh sein können, dass wir durch die unterschiedlichsten Traditionen, durch die unterschiedlichsten Elemente auch in den verschiedenen Kirchen bereichert werden. Und ich möchte ehrlich gesagt keinen Eintopf haben, wo man dann gar nicht mehr erkennt, was das, was das eigentlich sein soll.